Von: Nicole Restle
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Eine Person in einem dunklen Anzug lacht, während sie ein Waldhorn vor einem schlichten schwarzen Hintergrund hält.

Wir sagen: herzlichen Glückwunsch, Yun Zeng! Nach erfolgreich bestandener Probezeit ist er jetzt offiziell Mitglied der Berliner Philharmoniker. Wir stellen Ihnen unseren neuen Solohornisten vor.

Yun Zeng saß mitten in einer Probe für ein Kammermusikkonzert, als seine Kollegin Sarah Willis hereinplatze: »Congratulations«, strahlte die Hornistin, die direkt aus der Orchesterversammlung kam, und beglückwünschte ihn zur bestandenen Probezeit. Nach nicht ganz einem Jahr im Orchester wurde Yun Zeng offiziell als Solohornist der Berliner Philharmoniker bestätigt. Der Musiker kann es immer noch nicht ganz glauben. 

Schon als Jugendlicher hörte und sah er voll Begeisterung Aufnahmen der Philharmoniker unter Herbert von Karajan und Claudio Abbado. Vor allem eine Aufzeichnung hatte es ihm angetan: Schumanns Konzertstück für vier Hörner mit den Berliner Philharmonikern und den Orchestermitgliedern Stefan Dohr und Georg Schreckenberger im Solistenquartett. Seither träumte er davon, selbst Teil dieses Klangkörpers zu werden. »Unglaublich! Und jetzt spiele ich selbst in dem Orchester«, freut er sich. 

Spross einer Hornistenfamilie

Der Weg dahin hatte allerdings seinen Preis. Der aus Sichuan stammende Musiker, dessen Großvater und der Vater professionelle Hornisten waren, bewies schon früh seine Begabung für das Instrument. Seinen ersten Hornunterricht erhielt im Alter von sechs Jahren zwar noch vom Vater, doch schon bald hieß es: Auf zum Studium nach Peking, wo er am dortigen Konservatorium die Klasse von Quan Wen besuchte. Für seine Ausbildung musste er die Familie verlassen. »Ich war von da an weitgehend auf mich allein gestellt«, erzählt er. »Ich habe mich ganz aufs Hornspielen konzentriert. Jetzt fange ich an zu realisieren, dass es noch andere Dinge im Leben gibt.«

Nach dem Studium in Peking und an der Haute École de Musique de Genève bei Bruno Schneider wurde er 2022 erster Solohornist der Staatskapelle Berlin. 2024/25 folgte der nächste Schritt: Der erste Preisträger des Tschaikowsky-Wettbewerbs 2019 und Zweitplatzierte beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb 2021 wechselte in derselben Position zu den Berliner Philharmonikern. Das Probejahr hielt einige Herausforderungen für ihn bereit: Nicht allein, dass Yun Zeng mit vielen Selbstzweifeln kämpfte, er musste auch den Tod seines Vaters verkraften. 

Trotz aller Belastungen blickt er voll Dankbarkeit zurück – für großartige Konzerterlebnisse wie Strauss’ Alpensinfonie oder Puccinis Butterfly, für das Verständnis und die Unterstützung seiner Kolleginnen und Kollegen und für all das, was er lernen durfte: »Zum Beispiel an den lauten Stellen eine gewisse Delikatesse im Spiel zu bewahren«, erklärt er. Und was kommt als nächstes? Er schmunzelt: »Ich möchte als Erstes den Führerschein machen und meine Wohnung noch ein bisschen schöner einrichten.« 

Interview mit Yun Zeng auf der Festivaltournee 2025

Video: Adam Janisch