Eine Frau mit rötlichen Locken blickt ruhig in die Kamera, sie trägt ein schwarzes, langes Jackett steht vor einer holzvertäfelten Wand.
Emmanuelle Haïm | Bild: Marianne Rosenstiehl

Konzertinformationen


Info

»Nichts, das ans Herz gehen könnte«, schimpfte ein Kritiker nach der Uraufführung von Jean-Philippe Rameaus Oper Hippolyte et Aricie. Rameaus expressive, harmonisch gewagte Musik polarisierte das Publikum, das an den eingängigeren, eleganten Stil von Jean-Baptiste Lully gewohnt war. Rameau oder Lully? Im 18. Jahrhundert entbrannte darüber ein regelrechter Kulturkampf. Heute gelten beide als die wichtigsten Komponisten des französischen Barock. Emmanuelle Haïm, eine führende Interpretin der Alten Musik, beleuchtet diesen spannenden Gegensatz mit Ballettmusik und Opernauszügen – ein Abend voller Anmut und dramatischer Intensität.


Besetzung

Berliner Philharmoniker
Emmanuelle Haïm Dirigentin
Lauranne Oliva Sopran
Reinoud Van Mechelen Tenor


Programm

Jean-Baptiste Lully
Le Bourgeois Gentilhomme, Suite zusammengestellt von Emmanuelle Haïm

Lauranne Oliva Sopran, Reinoud Van Mechelen Tenor

Werkeinführung

Jean-Philippe Rameau
Hippolyte et Aricie, Suite zusammengestellt von Emmanuelle Haïm

Lauranne Oliva Sopran, Reinoud Van Mechelen Tenor

Werkeinführung

Pause

Jean-Philippe Rameau
»Tristes apprêts, pâles flambeaux«. Arie der Télaire aus dem ersten Akt der Oper Castor et Pollux

Pierre-Joseph Bernard, Lauranne Oliva Sopran

Jean-Philippe Rameau
»Séjour de l’éternelle paix« (Akt IV, Szene 1, Air des Castor)

Pierre-Joseph Bernard, Reinoud Van Mechelen Tenor

Jean-Philippe Rameau
Dardanus, Suite zusammengestellt von Emmanuelle Haïm

Lauranne Oliva Sopran, Reinoud Van Mechelen Tenor


Serviceinformationen

Dauer ca. 2 Stunden und 15 Minuten (inkl. 20 Minuten Pause)



Großer Saal

27 bis 86 €

Konzerteinführung
19.15 Uhr

Abo A: Konzerte mit den Berliner Philharmonikern


Großer Saal

27 bis 86 €

Konzerteinführung
19.15 Uhr

Abo C: Konzerte mit den Berliner Philharmonikern


Großer Saal

27 bis 86 €

Konzerteinführung
18.15 Uhr

Abo I: Konzerte mit den Berliner Philharmonikern

»Es ist nie genug, es kann nicht zu viel sein«
Emmanuelle Haïm im Porträt 

Eine schwarz gekleidete Emmanuelle Haim mit lockigem Haar und Brille dirigiert auf der Bühne ein Orchester, wobei sie in der einen Hand einen Taktstock und in der anderen Hand eine geballte Faust hält, während im Hintergrund das Publikum zu sehen ist.
Bild: Stephan Rabold

Die Dirigentin und Cembalistin Emmanuelle Haïm gehört zu den bedeutendsten Protagonistinnen der Alten Musik. Porträt einer Barock-Ikone, die immer wieder Gast bei der Berliner Philharmonikern ist.


Lully versus Rameau
Der große Streitfall des französischen Barock

Bild: Heribert Schindler

Als Jean-Philippe Rameau 1733 seine erste Oper präsentierte, entbrannte ein Kulturstreit: War die Zukunft der Oper noch Jean-Baptiste Lully verpflichtet, der die französische Musiklandschaft über 60 Jahre dominiert hatte – oder begann mit Rameaus kühner Harmonik und orchestraler Raffinesse eine neue Ära?


Biografien

Emmanuelle Haïm

»Ich bin von Musik besessen – und relativ stur. Wenn ich etwas unbedingt will, muss ich es irgendwann auch haben.« Zielstrebig hat Emmanuelle Haïm ihren Traum, Dirigentin zu werden, verfolgt – obwohl sie zunächst Klavier, Orgel und Cembalo studierte. Als Assistentin von William Christie rückte schließlich die Ensembleleitung in den Fokus. Was folgte, war ein Traumstart, indem die Französin bei Sir Simon Rattle assistierte, den sie bei den Salzburger Festspielen 1999 kennenlernte: »Er ist ein so unglaublicher Dirigent, der so viel aus den Leuten dort herausholt – mit seiner enorm charismatischen Art. Seine Autorität hatte überhaupt nichts Brutales. Danach war mir klar: genauso muss ich es auch machen.« Ein Jahr später gründete Emmanuelle Haïm das Concert d’Astrée, das sich schnell als international führendes Barockensemble etablierte. 

Heute gilt sie – und nicht nur im Bereich des barocken Repertoires – als eine der gefragten Dirigentinnen unserer Zeit und gastiert bei Orchestern wie dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem New York Philharmonic, dem London Symphony Orchestra, dem Concertgebouw-Orchester und den Wiener Philharmonikern. Sie tritt am Opernhaus Zürich, im Théâtre des Champs-Elysées in Paris oder dem Glyndebourne Festival mit Musikerinnen und Musikern wie Philippe Jaroussky, Rolando Villazon, Natalie Dessay, Topi Lehtipuu und Joyce DiDonato auf. Bei den Berliner Philharmonikern ist Emmanuelle Haïm seit 2011 regelmäßig zu Gast.


Lauranne Oliva

Schnellstart einer Karriere: Mit gerade einmal 20 Jahren gewann Lauranne Oliva beim bekannten Concours des nuits lyriques in Marmande 2020 gleich drei Preise: in den Kategorien Oper, als beste Newcomerin und im französischen Liedgesang. Die französisch-katalanische Sopranistin studierte damals bei Christian Papis am Konservatorium von Perpignan im Süden Frankreichs. Hier erhielt sie einen Excellence Award, bevor sie im September 2021 ins Studio der Straßburger Oper wechselte. Von 2021 bis 2023 perfektionierte Lauranne Oliva ihr Können im Opernstudio der Opéra national du Rhin, wo sie in Monteverdis L’Incoronazione di Poppea als Drusilla unter der Leitung von Raphaël Pichon und in Delibes’ Lakmé (als Ellen) brillierte. 

Zahlreiche weitere Preise und Nominierungen folgten wie vom Pariser Opernwettbewerb oder den Victoires de la Musique Classique. Sie gab ihr Debüt als Pamina am Théâtre des Champs-Élysées und sang am Theater an der Wien unter dem Dirigat von Christophe Rousset die Rolle der Lipi in Salieris Kublai Kahn. Zudem trat sie in Händels Messiah und Pergolesis Stabat Mater unter der Leitung von Hervé Niquet und Vincent Dumestre auf und gab mehrere Konzerte an der Opéra Royal de Versailles sowie in Rennes und Avignon. In diesen Konzerten debütiert sie bei den Berliner Philharmonikern.


Reinoud Van Mechelen

Reinoud Van Mechelens Stimme entspricht in idealer Weise der des Haute-Contre, der trotz seiner hohen Lage nichts dem einem Countertenor zu tun hat. Bei diesem Spezialtypus der französischen Barockoper handelt es sich um einen Tenor, der die hohen Töne mit Bruststimme oder mit einer Mischung aus Brust- und Kopfstimme erzeugen kann. »Andererseits kann ich aber auch die tiefen Töne des Evangelisten aus Bachs Johannes-Passion singen«, so der belgische Sänger. »Dabei klinge ich natürlich nicht wie ein Bariton, aber ich habe eine große Spanne.« Reinoud Van Mechelen studierte Gesang am Conservatoire Royal in Brüssel in der Klasse von Dina Grossberger und wurde 2017 mit dem renommierten Caecilia-Preis als Nachwuchsmusiker des Jahres ausgezeichnet. 

Noch während seiner Ausbildung wurde er Mitglied von William Christies Talentschmiede Le Jardin des Voix: »Das hat mir mehr bedeutet als im Lotto zu gewinnen.« Anschließend wurde er Solist in Christies Ensemble Les Arts florissants, das sich der Pflege und Wiederentdeckung des französischen, englischen und italienischen Repertoires aus dem 17. und 18. Jahrhundert verschrieben hat. Van Mechelen gastiert regelmäßig bei bedeutenden Barockensembles wie dem Concert d’Astrée, Les Talens Lyriques, Pygmalion, B’Rock und Hespèrion XXI. Mit diesen Konzerten gastiert er bei den Berliner Philharmonikern.