Berliner Philharmoniker
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Autor*in: Nicole Restle
ca. 2 Minuten

Paavo Järvi | Bild: Kappo Kikkas

»Ich wuchs mit Aufnahmen der Berliner Philharmoniker auf. Wir haben sie fast täglich gehört«, erzählt Paavo Järvi in einem Gespräch in der Digital Concert Hall. Kein Wunder, stammt der gebürtige Este doch  aus einer berühmten Musikerfamilie. Sowohl Vater Neeme als auch Bruder Kristjan sind Dirigenten. Er ist sozusagen mit diesem Metier aufgewachsen. Und nicht nur das: Dank des Berufs des Vater lernte er viele große Musiker und Komponisten der Sowjetunion als Kind in seinem Elternhaus persönlich kennen: Dmitri Schostakowitsch, David Oistrach, Mstislaw Rostropowitsch, Gennadi Roschdestwenski… 

Estland, vor allem der Kurort Pärnu, wo die Familie Järvi Ferien machte, war für Künstler der damaligen Sowjetunion ein beliebtestes Reiseziel. Paavos Kindheit und Jugend war von den strengen Regeln und Ritualen des sowjetischen Alltags geprägt. »Ich bin definitiv ein sowjetisches Kind, wenn man das so sagen kann«, meint er. 1980 verließ die Familie Estland und emigrierte in die USA. Der damals 17-Jährige erhielt dadurch die Gelegenheit am Curtis Institute in Philadelphia zu studieren und Sommerkurse bei Leonard Bernstein zu besuchen.

Spross einer Dirigentenfamilie

2004 wurde er Chef der Kammerphilharmonie Bremen und sorgte in dieser Funktion für Aufsehen, weil er mit frischem, unkonventionellen Blick an das Standardrepertoire heranging und zunächst als Beethoven- und später als Brahms-Interpret begeisterte. Järvi, zudem Chef des NHK Symphony Orchestra in Tokio und des Estonia Festival Orchestra sowie designierter Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich, gab im Jahr 2000 im Alter von 38 Jahren sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. 

»Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich mich noch nicht darauf eingelassen«, gesteht er schmunzelnd. In den letzten Jahren hat sich die Zusammenarbeit zwischen Orchester und Dirigent intensiviert. In der Saison 2017/2018 leitete er das traditionelle Europakonzert am 1. Mai, das im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth stattfandet. Bei diesem Ereignis am Pult des Orchesters stehen zu dürfen, empfand er als große Ehre: »Ich bin ein großer Fan der Europakonzerte, verfolge immer die Fernsehübertragungen und schaue stets, wo das nächste stattfindet.« Im Anschluss gab er noch ein Gastspiel in Berlin u.a. mit Sibelius’ Violinkonzert und Lisa Batiashvili als Solistin.

Zweimal zu Gast

Mittlerweile ist Paavo Järvi zweimal pro Saison Gast des Orchesters. Eine Entwicklung, die den Dirigenten sehr freut: »Ich finde das fantastisch! Seit meiner Jugend bin ich ein großer Fan der Philharmoniker. Und dass wir jetzt so oft gemeinsam musizieren ist für mich ein Traum.« Nach seinem Auftritt im Oktober 2019 kehrt er nun Ende Januar zurück, um Hans Abrahamsens Konzert für Horn und Orchester (Solist: Stefan Dohr) und Hector Berlioz‘ Symphonie fantastique aufzuführen. Die Zeit mit den Berliner Philharmonikern – auch das verriet er in der Digital Concert Hall – genieße er besonders, weil jedes einzelne Mitglied in diesem Orchester, ein Meister seines Fachs sei.

Konzertausschnitt: Beethovens Leonoren-Ouvertüre

Ludwig van Beethoven: Leonoren-Ouvertüre Nr. 3, Paavo Järvi (Dirigent), Aufgenommen im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth, 1. Mai 2018