Autor*in: Nicole Restle
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Wer Klavier spielt – egal, ob Profi oder Laie – kommt an ihr nicht vorbei: die Klaviersonate. Doch was genau macht sie aus? Der Begriff »Sonata« kommt aus dem Italienischen und bezeichnet seit der Barockzeit ein rein instrumental gespieltes Musikstück – als Gegensatz zur gesungenen »Canzone«. Die Klaviersonate, wie wir sie heute kennen, ist ein Kind der Wiener Klassik (ca. 1760 – ca. 1825). Die Erfindung und Weiterentwicklung des Hammerklaviers eröffnete den Komponisten in Hinblick auf die solistische Musik für Tasteninstrumente ganz neue Möglichkeiten: Dynamik und Klangfarben konnten sehr viel differenzierter gestaltet werden als auf dem bislang gebräuchlichen Cembalo.

Erfolgsmodell in drei Sätzen

Hinzu kam während der Wiener Klassik ein Wandel der musikalischen Ästhetik: Es wurde nicht mehr – wie zu Barockzeiten – ein musikalischer Gedanke etabliert und fortgesponnen. Vielmehr prallten in einem Musikstück zwei kontrastierende Themen aufeinander, die zerlegt, verarbeitet und wieder zusammengefügt wurden. Dieses kontrastierende Prinzip bestimmt die große orchestrale Form der Symphonie ebenso wie die der solistischen Klaviersonate. Letztere war ein Erfolgsmodell in drei Sätzen. Dem ersten, schnellen Satz mit seinen beiden kontrastierenden Themen folgt ein langsamer zweiter Satz von gesanglichem, liedhaftem Charakter. Zum Schluss erklingt nochmal ein schneller, oftmals tänzerisch gestalteter Finalsatz.

Sonate: Von leicht bis schwer

Nahezu jeder Komponist produzierte während der Wiener Klassik Klaviersonaten – und zwar in jedem Schwierigkeitsgrad. Die Sonate gehörte zu den wichtigsten Formen der musikalischen Unterhaltung. Tonangebend waren Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven, die in diesem Genre Maßstäbe setzten. Umfasste eine Klaviersonate von Haydn noch durchschnittlich 255 Takte, so brauchte Beethoven bereits 560 Takte für seine Sonaten, der diese immer komplexer und virtuoser konzipierte. In der Romantik steigerte sich die Klaviersonate noch hinsichtlich des poetischen Ausdrucks, des harmonischen Klangfarbenreichtums und der technischen Virtuosität – allerdings galt ihre Form bereits als veraltet. 

So schrieb Robert Schumann, die Sonate habe »mit drei starken Feinden zu kämpfen […]. Das Publikum kauft schwer, der Verleger druckt schwer, und die Komponisten halten allerhand, vielleicht auch innere Gründe ab, dergleichen Altmodisches zu schreiben«. Ganz aus der Mode kam die Klaviersonate aber nie. Davon zeugen auch die Sonaten, die Komponisten wie Béla Bartók, Leoš Janáček oder Igor Strawinsky im 20. Jahrhundert geschrieben haben. Und so gilt nach wie vor: Wer Klavier spielt – egal, ob Profi oder Laie – kommt an der Klaviersonate nicht vorbei.