»Der Abend dürfte als das fetzigste Pultdebüt in der Geschichte des Orchesters eingehen«, schrieb der Kritiker des Tagesspiegel nach dem Waldbühnenkonzert im Juni 2008. Der so gelobte Debütant war der damals 27-jährige Venezolaner Gustavo Dudamel, der mit einem spanisch-südamerikanischen Programm Publikum wie Presse gleichermaßen begeisterte.
Auch wenn er an diesem Abend zum ersten Mal die Berliner Philharmoniker dirigierte, so war er den Musikern kein Unbekannter: Der Zögling von »El Sistema«, jenem inzwischen weltberühmt gewordenen Musikerziehungsprogramm Venezuelas, war bereits auf Einladung des Orchesters mit der Jungen Philharmonie Venezuela in Berlin aufgetreten, außerdem hatte er bereits bei einem Projekt der Karajan-Akademie und einem Konzert von philharmonischen Musikern mitgewirkt.
Seit dem spektakulären philharmonischen Debüt Dudamels hat sich die Karriere des lateinamerikanischen Dirigenten rasant entwickelt: Derzeit ist er Music Director des Los Angeles Philharmonic, ab der Saison 2026/27 Chefdirigent des New York Philharmonic. Seit seinem 18. Lebensjahr leitet Gustavo Dudamel darüber hinaus das Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela. Und natürlich ist er ein begehrter Gast bei den großen internationalen Orchestern. Auch bei den Berliner Philharmonikern steht er regelmäßig am Pult.
Nahezu jährlich kam Dudamel in den vergangenen Jahren nach Berlin, oftmals dirigierte er zwei Programme pro Saison und zeigte beim Repertoire eine große künstlerische Bandbreite: Egal, ob Werke russischer oder französischer Komponisten, ob Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Wagner, Mahler oder Neue Musik – stets überzeugte er mit seinem elektrisierenden, energiegeladenen Musizierstil. Im Laufe der Zeit entstand eine tiefe Verbundenheit zwischen den Philharmonikern und dem Dirigenten. In einem Interview der Digital Concert Hall schwärmte Dudamel: »Das Orchester ist nicht nur virtuos und beherrscht die Noten, es versteht auch den jeweiligen Komponisten. Wir nennen das auch Tradition: das sichere Gespür dafür, wann man atmen kann und wann eine Phrase mehr Zeit braucht. Das weiß das Orchester instinktiv.«
Immer wieder luden ihn die Philharmoniker auch für medienwirksame Konzertereignisse ein: Nach der Waldbühne 2008 folgte 2010 das Silvesterkonzert, 2012 das Europakonzert in Wien sowie 2014 und 2017 zwei weitere Waldbühnenkonzerte. Bei letzterem stand neben Musik von Richard Wagner auch Robert Schumanns Rheinische Symphonie auf dem Programm. »Flüssige Tempi, saftige Einsätze – Dudamel macht die Euphorie erlebbar, die Schumann zur Zeit der Entstehung erfasst hatte«, hieß es in der Konzertbesprechung von Inforadio des rbb. Während der chefdirigenten-losen Zeit begleitete er im November 2018 das Orchester auch auf dessen großer Tournee nach Thailand, Taiwan und China. Eine Ehre, die bislang nur wenigen Gastdirigenten zuteilwurde.
2025 dirigiert Dudamel zum vierten Mal das Waldbühnenkonzert – mit einem Programm, das musikalisch einmal quer durch Amerika führt. Und es geht wieder gemeinsam nach Asien, auf eine kleine Japan-Tournee mit Gastspielen in Osaka, Nagoya und einem »japanischen« Waldbühnen-Konzert am Fuße des Mount Fuji in Kawaguchiko – ein weiteres Zeichen für die gegenseitige Wertschätzung.
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