Von: Nicole Restle
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Bild: Stephan Rabold

In dieser Rubrik beantworten wir Fragen, die Sie schon immer an die Berliner Philharmoniker stellen wollten: zum Bühnengeschehen, was hinter den Kulissen passiert oder zum Orchester allgemein.

Ja, auch Profis wie die Musikerinnen und Musiker der Berliner Philharmoniker haben Respekt vor kniffligen Passagen. Die Stimmführerin der Zweiten Geigen zum Beispiel, Marlene Ito, nennt ihre Solopassage am Ende von Richard Strauss‘ Heldenleben. Die hat es wirklich in sich! Zuvor spielt die gesamte Violinengruppe einen Abschnitt, in dem die G-Saite um einen Halbton tiefer gestimmt ist. »Kurz vor der Kampfszene müssen wir die Saite schnell wieder auf G stimmen. Dabei ist es schwer, den Ton richtig zu hören, weil das Orchester gerade ziemlich laut spielt. Meine Solopassage besteht ausgerechnet zur Hälfte aus dieser leeren G-Saite. Ich bete immer, dass die Stimmung passt.« 

Manche im Publikum warten geradezu auf solche heiklen Stellen, zum Beispiel auf das Hornsolo zu Beginn von Bruckners Vierter Symphonie oder das Trompetensolo am Anfang von Mahlers Fünfter. Diese Partien müssen alle Orchestermusiker bereits beim Probespiel abliefern. »Ich weiß sogar von weltberühmten Solisten, dass diese sogenannten Angststellen existieren«, verrät Geiger Christoph Streuli. »Aber auch für die Tuttisten, also die gesamte Instrumentengruppe, gibt es anspruchsvolle Partien. Zur Vorbereitung werden auf instrumentaler Ebene Intonation, Rhythmus, Dynamik, Klangfarbe und Klangfülle genauestens abgestimmt, hinsichtlich des Mentalen allerdings, da muss jeder seinen eigenen Weg finden, autogenes Training, Yoga oder ähnliches.« 

Und natürlich hilft auch die langjährige Erfahrung, mit solchen Herausforderungen entspannter umzugehen. So trägt Marlene Ito am Konzerttag zum Beispiel keine schweren Lasten mehr, denn einmal bekam sie einen Krampf beim Spielen, nachdem sie tagsüber mit einem schweren Postpaket unterwegs gewesen war.