Musik ist eine abstrakte Kunst? Weit gefehlt! Seit der Barockzeit lassen sich Komponisten inspirieren, außermusikalische Ereignisse klanglich nachzuzeichnen. Vor allem Naturerscheinungen bieten da wunderbare Vorlagen. Und besonders wenn es donnert und blitzt, können Komponisten ihre Kreativität und ihren Sinn für überwältigende Klangeffekte eindrucksvoll ausleben.
Den Prototypus schuf Antonio Vivaldi, der das Sommer-Konzert aus seinen Vier Jahreszeiten mit Blitz und Donner beschloss: Rasant aufschnellende Tonleitern und hämmernde Tonrepetitionen entfachen das Unwetter. Ludwig van Beethoven wusste im »Sturm«-Satz seiner Pastorale Vivaldis Vorbild noch zu überbieten: Erstmals präsentiert er hier die schrille Piccoloflöte und setzt mit ihr grelle Lichteffekte; schaurige Tremoli und jagende Sechzehntel in den Streichern, harsche Paukenschläge und bedrohliche Posaunenstöße sorgen für eine unheilvolle Stimmung, dazu blitzt es mit großen Intervallsprüngen in den ersten Violinen, interessanterweise von unten nach oben.
Natürlich war die Oper seit jeher prädestiniert für musikalische Extremwetterlagen – schon das barocke Maschinentheater ließ den Regen prasseln und die Donner grollen. Für eine aparte Spielart sorgte Giuseppe Verdi in seinem Rigoletto. Dort verstärkt er den Horror der finalen Mordszene, indem er ein Gewitter entfesselt; der Chor, der mit geschlossenem Mund summen muss, lässt dabei die Sturmböen aufheulen.
Hector Berlioz wartete beim Vorspiel zum vierten Akt seiner Troyens, betitelt »Chasse royale et orage«, mit einem Riesenorchester auf, das die extremen Naturgewalten musikalisch noch überbieten will. Und wem das noch immer nicht genügt, dem sei der Amerikaner Ferde Grofé mit dem »Cloudburst« aus seiner Grand Canyon Suite empfohlen: Hollywood lässt grüßen.
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