Entstehungszeit: 1848
Dauer: 11 Minuten
Schon 1828, mit 18 Jahren, begeisterte sich Robert Schumann für Lord Byron und dessen Drama Manfred von 1817. Byron, skandalträchtiger Dichter einer weltschmerzlichen Romantik, bewundert als frühverstorbener Freiheitskämpfer, war das Idol einer ganzen Generation. Zwei Jahrzehnte später, im deutschen Revolutionsjahr 1848, richtete Schumann den Text als »Dramatisches Gedicht mit Musik« ein, mit Solopartien, Chören und gesprochenen Passagen: eine ambitionierte, hybride Musiktheaterform, »etwas ganz Neues und Unerhörtes« (Schumann). Doch es war vor allem die Ouvertüre, in der seine Manfred-Version überlebte. Ein Seelengemälde in Tönen, ergreift sie auch ohne Text. Man ahnt, dass die Musik von einem ruhelosen, todsuchenden Helden erzählt: Manfred hat durch seine »verbotene Liebe« zu Astarte (ein inzestuöses Verhältnis wird angedeutet) eine Schuld auf sich geladen, die ihn nicht mehr loslässt. Mit einer Einleitung, die am Schluss als Epilog wiederkehrt, durchläuft die von klagenden Gesten durchsetzte, wie atemlos dahinjagende Partitur leidenschaftliche Aufschwünge und steht doch immer wieder vor dem Abgrund der Verzweiflung.