Schwarz-Weiß-Porträt von Alfred Brendel mit schütterem Haar, großer Brille und ernstem Gesichtsausdruck. Er trägt Anzugjacke, Pullover und Hemd mit Kragen. Der Hintergrund ist leicht unscharf.
Alfred Brendel | Bild: Barbara Klemm

Die Berliner Philharmoniker trauern um ihren langjährigen künstlerischen Partner Alfred Brendel, der am 17. Juni 2025 im Alter von 94 Jahren gestorben ist. Eva-Maria Tomasi und Walter Küssner, Orchestervorstände der Berliner Philharmoniker: »Alfred Brendel war über viele Jahrzehnte eine Konstante in den Konzerten der Berliner Philharmoniker. Vor allem in Werken von Beethoven, Mozart und Brahms hat er uns durch menschlich-warmen Ausdruck und tiefes Stilempfinden beeindruckt. Dabei kam er in einer einzigartigen Verbindung aus Intellekt und Gefühl zu Interpretationen von wunderbarer innerer Stimmigkeit. Dennoch ist er immer ein Suchender geblieben, der das Ziel der Werktreue für letztlich unerreichbar hielt. Das haben wir anhand der Akribie erfahren, mit der er noch die kleinsten musikalischen Details hinterfragt hat. Jenseits des Podiums konnte diese große künstlerische Ernsthaftigkeit unvermittelt von ihm abfallen, zugunsten eines hintergründigen Humors. So war uns Alfred Brendel über lange Jahre ein vertrauter Freund, der uns gleichwohl immer wieder überrascht hat. Wir werden seiner mit Respekt und großer Zuneigung gedenken.«

Sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab Alfred Brendel in den Silvesterkonzerten 1961 unter der Leitung von Herbert von Karajan. Auf dem Programm stand damals das Klavierkonzert Nr. 1 von Werner Thärichen, Solopauker des Orchesters. 1973 war Alfred Brendel erstmals mit einem Klavierkonzert Beethovens zu Gast, und so sollte auch in Zukunft das große Konzert-Repertoire der Klassik und der Romantik die Partnerschaft mit den Berliner Philharmonikern prägen. Die Orchesterleitung übernahmen dabei viele namhafte Dirigenten wie Eugen Jochum, Zubin Mehta und Daniel Barenboim. Vor allem mit den Chefdirigenten Claudio Abbado und Sir Simon Rattle trat Alfred Brendel regelmäßig auf. Auch auf Tournee durch Europa, nach Japan und in die USA begleitete er das Orchester, das ihn 1992 mit der Hans-von-Bülow-Medaille auszeichnete. Im November 2008 gastierte er an der Seite von Simon Rattle zum letzten Mal bei den Berliner Philharmonikern, wobei Mozarts Klavierkonzert in c-Moll auf dem Programm stand.

Auch danach kehrte Alfred Brendel zu besonderen Veranstaltungen in die Philharmonie zurück, so im Februar 2011, als er im Kammermusiksaal seinen 80. Geburtstag feierte. Dabei präsentierte er sich als Autor und Rezitator mit einem Vortrag über Humor in der Musik, mit Essays und Gedichten. Ein weiteres Mal war er im Mai 2012 zu Gast, als die Berliner Philharmoniker zugunsten von UNICEF den Konzertflügel versteigerten, auf dem Alfred Brendel für mehr als 20 Jahre bei Konzerten mit dem Orchester gespielt hatte.