»Mit Blick auf meinen Ruhestand freue ich mich über jedes Programm, bei dem ich mitspielen kann – besonders, weil ich auch nach 40 Jahren in diesem Orchester ständig Neues entdecke. Unser Beruf steckt voller Anregung und Abwechslung«, meint Christoph Igelbrink. Dabei plagten den Cellisten zu Beginn seiner Laufbahn Zweifel, ob er den Berufsweg im Orchester durchhalten würde. »Der eigene Gestaltungsspielraum ist begrenzt, man muss sich unterordnen.« Das war für den freiheitsliebenden Musiker zunächst schwer.
Doch sehr schnell erkannte er, was ihm die Berliner Philharmoniker alles boten: Die Arbeit mit großartigen Künstler*innen und Dirigent*innen fand er sehr inspirierend, hinzu kam die Möglichkeit, viel kammermusikalisch zu musizieren. Das war dem Cellisten besonders wichtig, weil er im Ensemblespiel seine Sinne für die eigene Stimme schärfen konnte. Deswegen engagierte sich Christoph Igelbrink in verschiedenen Kammermusikensembles, allen voran bei den 12 Cellisten. »Wir haben so viele tolle, hochqualifizierte Musikerpersönlichkeiten, ihr hoher Anspruch und ihre künstlerische Ernsthaftigkeit haben mich sehr geprägt«. Der gebürtige Düsseldorfer spielt seit dem elften Lebensjahr Cello und wusste schon früh, dass er Berufsmusiker werden möchte.
Nach dem Studium in Düsseldorf und Hamburg begann er seine Laufbahn 1986 beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, 1989 wechselte er zu den Berliner Philharmonikern – wenige Wochen bevor die Ära Karajan endete. Abbado bekam mit, wie sich gerade die älteren Musiker damals führungslos fühlten. »Wir mussten uns an Abbados Arbeitsweise erst gewöhnen. Er wollte, dass wir viel durch eigenes Hören lernen.« Unvergesslich bleiben ihm eine ganze Reihe besonderer Momente – die Europakonzerte an kulturell außergewöhnlichen Orten, die Opernaufführungen der Osterfestspiele, Mahlers Symphonien mit Abbado, die Matthäus-Passion mit Sir Simon Rattle oder die Klavierkonzerte von Mozart mit Daniel Barenboim.
Im Laufe seiner Karriere hat sich jedoch einiges verändert: »Ein Konzertbesuch hat nicht mehr den gesellschaftlichen Stellenwert wie früher. Und wir entfernen uns immer weiter von der Zeit, aus der unser klassisches Repertoire stammt. Die Neue Musik ist oft zu kompliziert und findet kaum Publikum«, bemerkt er etwas sorgenvoll. »Wenn ich den zeitgenössischen Komponisten etwas mit auf den Weg geben könnte: Schreibt mehr Musik, die nicht nur unseren Intellekt, sondern unser Herz berührt.« Seiner eigenen Zukunft hingegen sieht er gelassen entgegen – und freut sich auf die wiedergewonnene Freiheit.