Berliner Philharmoniker
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Autor*in: Nicole Restle

Luxemburg und seine Musik

1925 gastierten die Berliner Philharmoniker erstmals in Luxemburg. Ihr Auftrittsort: ein Verwaltungsgebäude. Seither hat sich in der Stadt an der Alzette musikalisch viel getan. Ein kleiner Rückblick auf die »Lëtzebuerger« Musikgeschichte.

»Kättche, Kättche bréng mir nach e Pättchen« – diesen volkstümlichen Schlager, eine Hommage an den Moselwein, kennen, lieben und singen (fast) alle in Luxemburg. Dass in dieser Region ein sangesfreudiges Volk lebt, belegen bereits mittelalterliche Quellen. Doch aufgrund seiner wechselvollen Geschichte – das Großherzogtum Luxemburg gehörte im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Herrschaftsdynastien an – entwickelte sich dort lange Zeit keine eigenständige Musiktradition. Das änderte sich jedoch, als das Land nach dem Wiener Kongress 1815 seine staatliche Unabhängigkeit erlangte. »Heute ist das Musikleben in Luxemburg außergewöhnlich vielgestaltig« meint Damien Sagrillo, Professor an der Universität Luxemburg und Autor der ersten Musikgeschichte Luxemburgs. »Es bietet neben Klassik, moderne Unterhaltungsmusik, zahlreiche Musik- und Gesangsvereine sowie für uns Musikwissenschaftler interessante Forschungsmöglichkeiten weit über die Musikgeschichte hinaus: Musikethnologie, Musikpädagogik, kulturelle Entfaltung sind spannende Themen«.

Aufstrebendes Musikleben

Mit dem neu erwachten Nationalbewusstsein zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging ein Aufblühen der Musikkultur einher – die erste Musikschule öffnete ihre Türen, Chöre sowie Militär- und Blasmusikgruppen formierten sich. Die führenden Komponisten jener Zeit hießen Laurent Menager, Jean-Antoine Zinnen, der den Luxemburgern ihre Nationalhymne schrieb, und Edmond de La Fontaine, genannt Dicks. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zwei Komponistinnen zu prägenden Persönlichkeiten der »Lëtzebuerger« Musikszene: Lou Koster und Helen Buchholtz.

Das Musikleben jener Zeit war allerdings vor allem vom Amateurmusikwesen geprägt. Eine neue Stufe erreichte es 1906 mit der Gründung eines eigenen Konservatoriums, das professionelle Musikschaffende ausbildete. 1933 folgte ein weiterer wichtiger Schritt: Der Rundfunksender Radio Luxembourg rief ein eigenes symphonisches Ensemble ins Leben, das Orchestre de Radio Luxembourg, das heute Orchestre philharmonique du Luxembourg heißt und 2005 mit der Philharmonie ein eigenes Haus erhielt. Es avancierte gleich nach seiner Gründung zu einem der führenden Klangkörper Europas und trug mit Kompositionsaufträgen an Luxemburger Komponisten maßgeblich zur Förderung von zeitgenössischer Musik bei.

Schmuckstück Luxemburgs: Die Philharmonie

Spielwiese der Musikavantgarde

Mittlerweile gibt es in Luxemburg zahlreiche weitere Ensembles von internationalem Rang, beispielsweise die Solistes européens Luxembourg, das Orchestre de chambre du Luxembourg oder die Luxembourg Sinfonietta. Letztere wurde von dem Komponisten Marcel Wengler gegründet, der neben Claude Lenners, Alexander Müllenbach, Camille Kerger, Georges Lentz und Ivan Boumans zu den kreativen Köpfen der zeitgenössischen Musikszene gehört. Gruppen wie United Instruments of Lucilin und Noise Watchers Unlimited stehen für experimentelle und unkonventionelle Musik-Performances. Neben der Philharmonie ist das Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg ein wichtiger kultureller Hotspot, Aufführungsstätte für Theater, Oper und Tanz.

Eine weitere Säule des Luxemburger Musiklebens bildet die Unterhaltungsmusik. Nicht nur der Luxemburger Komponist Emile Boeres war in dieser Branche mit seinen Operetten und Revuen tonangebend, sondern auch Exilmusiker wie Bruno Granichstaedten, die nach der Machtergreifung Hitlers in Luxemburg eine Zufluchtsstätte fanden. Sie trugen maßgeblich zur Fortentwicklung der Operetten- und Jazzszene bei. Und auch heute tut sich in Luxemburg viel in Sachen Musik. Als kosmopolitische und weltoffene Gesellschaft im Herzen von Europa ist Luxemburg ein inspirierender Ort für viele kreative Persönlichkeiten, so die Songwriterin Sascha Ley oder die Komponisten Gast Waltzing und Pierre Cao.