Der König der Instrumente

Unsuk Chin über ihre besondere Liebe zum Klavier

Unsuk Chin (Foto: Boosey & Hawkes/ Priska Ketterer)

Wenn Unsuk Chin ihr Klavierkonzert in drei Worten beschreiben müsste, wären das »Virtuosität, Farben und Vitalität«. Drei Begriffe, die vor allem eins beschreiben: die spielerische Seite des Instruments und ihre große persönliche Leidenschaft für das Klavier. Am 5. Juni 2021 präsentiert Sunwook Kim das Werk mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Sakari Oramo. Wir haben die Komponistin gefragt, wie ihre Werke entstehen und warum sie sich manchmal am liebsten in ein Mauseloch verkriechen möchte.

Was fasziniert Sie am Klavier und welche Möglichkeiten bietet das Instrument für sie als Komponistin?

Das Klavier ist das einzige Instrument, das mich bereits seit meiner Kindheit fasziniert. Ich wollte sehr gerne Pianistin werden, als das nicht klappte bin ich Komponistin geworden, das war meine zweite Wahl. Das Instrument Klavier, sein Klang und besonders diese Beziehung zwischen meinem Körper und dem Instrument, fasziniert mich seit mehr als 50 Jahren. Es gibt einfach so viel unglaublich großartiges Repertoire, das für dieses Instrument geschrieben wurde. Für mich ist das Klavier der König der Instrumente.

Zum Konzert am 5. Juni 2021

Erleben Sie Unsuk Chins Klavierkonzert sowie Jean Sibelius’ Zweite Symphonie unter der Leitung von Sakari Oramo mit den Berliner Philharmonikern und Sunwook Kim live am 5. Juni 2021 um 19 Uhr in der Philharmonie.

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Sie haben in einem Interview gesagt: »die erste Probe ist für mich der schrecklichste Moment des Kompositionsprozesses«. Warum empfinden Sie das so?

Das ist meistens so bei einer Uraufführung, wenn ich das Stück noch nicht gehört habe. Ich komponiere nur am Tisch auf dem Papier. Ich probiere nicht einen einzigen Ton am Klavier, die Musik existiert ausschließlich in meinem Kopf und in Form von Partituren. Bei der ersten Probe höre ich die Stücke dann zum ersten Mal. Die Musiker sind natürlich vorbereitet, aber sie spielen vielleicht noch nicht ganz zusammen, die Details sind noch nicht klar. Die Musik einfach so zu hören, in unvollkommener Form und anders als das was man im Kopf hatte, wenn das also radikal zur Realität wird, das ist schon abschreckend. Ich bin als Komponistin sehr selbstkritisch und ich würde da jedes Mal sehr gerne irgendwo ein Mauseloch suchen und mich verstecken.

Sunwook Kim ist mit Ihrem Klavierkonzert bereits bestens vertraut, wenn er es aufführt. Warum passt er als Solist so gut zu diesem Werk?

Er hat das Klavierkonzert vor acht Jahren zum ersten Mal gespielt.  Bis dahin hatte er vor allem mit Standard-Repertoire gearbeitet, das passt für mich gut. Denn ich persönlich ziehe für meine Werke Musiker vor, die nicht nur Neue Musik spielen. Das Klavierkonzert ist ein eher traditionell ausgelegtes Werk – obwohl es stilistisch ziemlich neu klingt, aber man muss nicht irgendwie etwas kaputt machen, oder andere ungewöhnliche Dinge mit dem Instrument. Man muss vor allem Klavier spielen und der Interpret muss jemand sein, der wirklich Klavierspielen kann.

Wie fühlt sich für sie an zu wissen, dass Ihr Klavierkonzert nun endlich wieder vor einem Live-Publikum gespielt wird?

Auf jedes Konzert, das man als Komponistin mit dem Berliner Philharmonikern hat, freut man sich sehr. Für uns alle war das letzte Jahr sehr hart. Eine unglaubliche Entbehrung, nicht nur von zwischenmenschlichen Kontakten, sondern auch von kulturellen Angeboten. Man hofft die ganze Zeit, dass es endlich wieder losgeht. Das Konzert wird nach dieser Pause das erste Live-Konzert sein und zwar mit einem meiner Werke, zu dem ich persönlich eine ganz besondere Beziehung habe – das ist unglaublich. Ich finde es großartig und ich freue mich außerordentlich.

Sie arbeiten schon lange und eng mit dem Berliner Philharmonikern zusammen was bedeutet Ihnen diese Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit zwischen Komponisten und den Berliner Philharmonikern ist die absolute Krönung. Bei vollem Saal in der Philharmonie, mit diesen wunderbaren Musikern und wunderbaren Dirigenten, gewinnt ein Stück eine extra Qualität, die man bis dahin nicht gekannt hat. Ich hoffe sehr, dass diese Zusammenarbeit in der Zukunft genauso weiter geht.


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