»Als Musiker muss ich etwas wagen«

Im Porträt: Der Dirigent Daniel Harding

Daniel Harding
(Foto: Julian Hargreaves)

Daniel Harding, der demnächst bei den Berliner Philharmonikern mit Beethovens Pastorale und Bergs Lyrischer Suite gastiert, ist nicht nur Dirigent, sondern auch Verkehrspilot – eine Kombination, die sich womöglich kein zweites Mal auf der Welt findet. Beide Tätigkeiten verlangen ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit und Teamgeist. Das Fliegen – so Daniel Harding in einem Interview der Digital Concert Hall – habe ihn zu einem besseren Dirigenten gemacht: »Ich habe gelernt, positiver und produktiver mit Schwierigkeiten umzugehen.« Gleich zwei große Dirigenten nahmen Harding, 1975 in Oxford geboren, am Anfang seiner Karriere unter ihre Fittiche: Sir Simon Rattle und Claudio Abbado. Rattle, damals noch Chef des City of Birmingham Symphony Orchestra, war von einer Audioaufnahme des gerade 17-Jährigen so begeistert, dass er ihn zu seinem Assistenten machte. Es folgte eine weitere Assistenz bei Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern, die ihm – als Einspringer für Franz Welser-Möst – sein Debüt bei dem Orchester bescherte.

Philharmonisches Debüt mit 21 Jahren

Daniel Harding war damals gerade 21 Jahre alt und sein Auftritt geriet zur Sensation. Die Presse war verblüfft über seinen »Reichtum an Erfahrung« und seinen temperamentvollen Dirigierstil. Das war der Beginn einer langjährigen künstlerischen Freundschaft mit dem Orchester, die sich in den letzten Jahren intensiviert hat: Zu den Höhepunkten der gemeinsamen Arbeit zählten bislang Aufführungen von Schumann Faust-Szenen, Berlioz’ Roméo et Juliette und das Europakonzert 2019 im Pariser Musée d‘Orsay sowie Interpretationen der Werke Gustav Mahlers. Daniel Harding, von 2003 bis 2011 musikalischer Leiter des Mahler Chamber Orchestra und seit 2007 Musikdirektor des Schwedischen Radio-Symphonieorchesters, gilt wegen seiner expressiven, aber gleichzeitig analytisch fundierten Interpretationen als einer der interessantesten Dirigenten der jüngeren Generation. Sein Erfolg beruht nicht zuletzt darauf, dass er keine Angst vor Risiken hat. »Als Pilot tue ich mein Möglichstes um jedes Risiko zu vermeiden. Aber als Musiker muss ich etwas wagen, denn nur so entsteht Schönheit.«