
(Foto: Monika Rittershaus)
Das Reisen liegt den Berliner Philharmonikern im Blut. Von Anfang an. Nur wenige Tage, nachdem sich das Orchester 1882 gegründet hat, brachen die Musiker zu ihrer ersten kleinen Tournee auf. Bis heute ist das Reisen ein wichtiger Aspekt des philharmonischen Lebens. Gleichwohl haben sich die Voraussetzungen geändert. Dienten die Tourneen in den Anfangsjahren vor allem dazu, das ökonomische Überleben des noch jungen Klangkörpers zu sichern – erwähnt sei in diesem Zusammenhang der alljährliche Trip ins holländische Seebad Scheveningen, wo die Philharmoniker zwischen 1885 und 1911 die mondänen Kurgäste unterhielten –, so wuchs das Orchester mit wachsendem Renommee immer mehr in die Rolle eines musikalischen Botschafters hinein.
1896 fuhr es auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II. nach Moskau, um ein Konzert zur Krönung von Zar Nikolaus II. zu geben. Legendär ist auch das erste Gastspiel in Paris, das im folgenden Jahr unter Leitung des damaligen Chefdirigenten Arthur Nikisch stattfand: Noch schmerzte die Pariser Bevölkerung der verlorene Deutsch-Französische Krieg und der Polizeipräsident befürchtete Ausschreitungen gegen die Musiker aus Deutschland. Doch Nikisch und die Philharmoniker begeisterten das Publikum mit ihrer Art des Musizierens und hatten sich am Ende eine treue Fangemeinde erobert. In der Ära von Wilhelm Furtwängler erlebte die Reistätigkeit des Orchesters weitere Höhepunkte. Denn für den Dirigenten stand außer Frage, dass die Reisen eine Horizonterweiterung für die Musiker seien und sie weltoffener mache. Nach den Terrorjahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs galt es, verlorenes internationales Ansehen zurückzugewinnen – und auch dabei spielten die Berliner Philharmoniker als »musikalische Eisbrecher« eine entscheidende Rolle. Etwa während der ersten USA-Tournee 1955 mit Herbert von Karajan, wo die Philharmoniker zunächst mit »Nazis go home«-Plakaten empfangen wurden, aber durch ihr Auftreten und ihr Spiel sämtliche Ressentiments zerstreuten. Auch die ersten Reisen nach Japan und China standen ganz im Zeichen der Völkerverständigung, nicht zu vergessen die beiden bewegenden Israel-Reisen Anfang der 1990er-Jahre, die wichtige Stationen im Versöhnungsprozess beider Nationen bildeten.
In der Ära Claudio Abbados etablierten die Berliner Philharmoniker die sogenannten Europakonzerte, die alljährlich am 1. Mai an kulturgeschichtlich bedeutenden Orten des Kontinents stattfinden. Mit Sir Simon Rattle brachen die Philharmoniker immer wieder zu »neuen Ufern« auf: Hongkong, Singapur, Taipeh, Abu Dhabi, Sidney ... Heute ist das Orchester, in dem Musiker aus 28 Nationen spielen, ein Global Player mit Fans auf der ganzen Welt. Wie inspirierend sich das Reisen auf seine Mitglieder auswirkt, zeigt sich am Beispiel der Digital Concert Hall, der virtuellen Konzerthalle des Orchesters. Ohne die überwältigen Tourneeerfahrungen, in Übersee eine große Fangemeinde zu besitzen, wäre die Idee zu dieser Internetplattform nie entstanden.
Auch in dieser Saison nehmen die Reisen einen großen Raum ein: Nach der traditionellen Festivaltournee zu Beginn der Saison, die die Philharmoniker mit ihrem neuen Chefdirigenten unternahmen, reisen sie im Rahmen der großen Übersee-Tournee im November nach Japan. Begleitet werden sie von einem langjährigen künstlerischen Freund: Zubin Mehta, der seit Februar 2019 Ehrenmitglied des Orchesters ist. Kirill Petrenko ist im Februar wieder mit dabei, wenn die Philharmoniker auf Tournee gehen und sich mit ihrem neuen Chefdirigenten in verschieden deutschen Musikmetropolen vorstellen. Im Mai folgt die nächste Konzertreise mit Petrenko; beginnend mit dem Europakonzert, das anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und der Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Tel Aviv stattfindet, und weiteren Stationen in Jerusalem, Budapest, Prag, Wien, Amsterdam, Brüssel und Luxemburg. Das Tour-Programm mit Werken von Gustav Mahler, erlaubt dem neuen Chefdirigenten, sich bei den Philharmonikern erstmals als Mahler-Interpret zu präsentieren – als Höhepunkt und gelungener Abschluss eines spannenden Reisejahrs.
Konzerte
Samstag,
27. Mär 2021,
18.00 Uhr
Festspielhaus Baden-Baden
Konzertreise
Sa, 27. Mär 2021, 18.00 Uhr
Festspielhaus Baden-Baden
Peter Tschaikowsky Mazeppa, Oper in drei Akten
Sonntag,
28. Mär 2021,
15.30 Uhr
Kulturhaus LA8, Kristallsaal, Baden-Baden
Konzertreise
So, 28. Mär 2021, 15.30 Uhr
Kulturhaus LA8, Kristallsaal, Baden-Baden
Werke von Nikolai Mjaskowsky und Peter Tschaikowsky
Sonntag,
28. Mär 2021,
18.00 Uhr
Festspielhaus Baden-Baden
Konzertreise
So, 28. Mär 2021, 18.00 Uhr
Festspielhaus Baden-Baden
Werke von Ludwig van Beethoven und Sergej Prokofjew
Montag,
29. Mär 2021,
15.30 Uhr
Museum Frieder Burda, Baden-Baden
Konzertreise
Mo, 29. Mär 2021, 15.30 Uhr
Museum Frieder Burda, Baden-Baden
Werke von Sergej Rachmaninow und Anton Arensky
Montag,
29. Mär 2021,
18.00 Uhr
Festspielhaus Baden-Baden
Konzertreise
Mo, 29. Mär 2021, 18.00 Uhr
Festspielhaus Baden-Baden
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart
Dienstag,
30. Mär 2021,
11.00 Uhr
Casino Baden-Baden, Florentinersaal
Konzertreise
Di, 30. Mär 2021, 11.00 Uhr
Casino Baden-Baden, Florentinersaal
Solène Kermarrec Violoncello
Peter Tschaikowsky Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30
Dienstag,
30. Mär 2021,
14.00 Uhr
Kirche St. Bernhard, Baden-Baden
Konzertreise
Di, 30. Mär 2021, 14.00 Uhr
Kirche St. Bernhard, Baden-Baden
Werke von Oskar Böhme und Viktor Ewald
Dienstag,
30. Mär 2021,
16.00 Uhr
Kulturhaus LA8, Kristallsaal, Baden-Baden
Konzertreise
Di, 30. Mär 2021, 16.00 Uhr
Kulturhaus LA8, Kristallsaal, Baden-Baden
Werke von Michail Glinka und Nikolaj Rimsky-Korsakow