Maurizio Pollini eilte ein großer Ruf voraus, als er 1970 zum ersten Mal als Solist mit den Berliner Philharmonikern auftrat. Zehn Jahre zuvor hatte er, gerade 18-Jährig, den renommierten Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau gewonnen. Trotz dieses pianistischen Ritterschlags stürzte sich der gebürtige Mailänder damals nicht gleich in eine Konzertkarriere, sondern entschied, weiter zu studieren und sich den letzten musikalischen Schliff bei Arturo Benedetti Michelangeli zu holen. Das war eine Investition in die Zukunft. »Die spätklassizistische Kühle eines Benedetti Michelangeli sitzt ihm in den Fingern«, hieß es in der Welt nach Pollinis philharmonischem Debüt, bei dem er unter Leitung von Zdenek Mácal Beethovens Fünftes Klavierkonzert interpretierte.
Regelmäßiger Gast der Philharmoniker
Seither ist Pollini bei den Berliner Philharmonikern eine beständige Größe. Sämtliche wichtigen Klavierkonzerte hat er mit dem Orchester gespielt: Beethoven, Schumann, Chopin, Brahms, Bartók, Schönberg – und immer wieder Mozart. Drei Mal in all den Jahren dirigierte der Pianist die Aufführung der mozartschen Werke auch selbst. Die Berliner konnten ihn dabei als »Primus inter pares« erleben, der die Philharmoniker zu einem intimen, kammermusikalischen Musizieren anhielt. Legendär waren die Auftritte mit seinem Freund und künstlerischen Weggefährten Claudio Abbado. Man erinnere sich nur an das denkwürdige Konzert in der Waldbühne nach dem Brand in der Philharmonie im Jahr 2008, bei dem die beiden Beethovens Viertes Klavierkonzert aufführten. Mit Abaddo verband ihn zusätzlich ein großes Interesse an der zeitgenössischen Musik. Gemeinsam mit dem Komponisten Luciano Berio initiierten sie mehrere Konzertserien für Neue Musik.
Prägnant, klar, intensiv
Maurizio Pollini besticht durch sein klares, strukturiertes und gleichzeitig brillantes Spiel. Intensiv und ausdrucksstark zu sein, ohne sich ins Sentimentale zu flüchten – kaum einer beherrscht das so gut wie er. »Während sich andere Pianisten bei Mozart abmühen müssen, um gestalterisch etwas auszusagen, genügt bei Pollini nach wie vor der Notentext selbst. Das ist alles ganz selbstverständlich da, trocken und lakonisch und doch unglaublich präsent. Und das kann eben nur Pollini und kein anderer Pianist«, schwärmte der Kulturradio-Kritiker nach Pollinis Auftritt mit dem Berliner Philharmonikern und Christian Thielemann im Dezember 2012, bei dem er Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 467 zum Besten gab. Zuletzt war er bei dem Orchester im Januar 2016 als Interpret von Chopins Erstem Klavierkonzert zu erleben. So oft Pollini bereits als Solist in den philharmonischen Orchesterkonzerten gastierte, Klavierabende gibt er im Rahmen der Konzerte der Stiftung Berliner Philharmoniker erst seit 2011. Ein Konstante seiner Programmgestaltung sind Werke von Chopin, die er denen eines anderen Komponisten gegenüberstellt. Bei seinem nächsten Recital am 6. März erklingen neben Werken von Chopin Klavierstücke von Robert Schumann, u. a. auch dessen Sonate f-Moll, die den Beinamen »Konzert ohne Orchester« trägt.