Sir Antonio Pappano und Mikko Franck

Am Pult der Berliner Philharmoniker

Antonio Pappano
(Foto: Musacchio & Ianniell0/EMI-Classics)

Zwei »Rückkehrer« stehen in den kommenden Wochen am Pult der Berliner Philharmoniker: Sir Antonio Pappano und Mikko Franck. Pappano dirigierte das Orchester zuletzt im Juni 2005. »Er zeigte sich als musikalisches Energiebündel, bis zum Hals voller Leidenschaft, bis zum Fuß hinunter besessen von Rhythmus«, hieß es anschließend in der Kritik des Tagesspiegels. Der gebürtige Brite italienischer Herkunft, der in den USA aufwuchs, besticht durch eine Mischung aus Präzision und Emotionalität, aus analytischer Klarheit und elektrisierender Vitalität. Nicht von ungefähr gehört er zu den gefragtesten Dirigenten unserer Zeit.

Präzision und Emotionalität

Er erlernte sein Handwerk von der Pike auf: Nach dem Musikstudium arbeitete Pappano zunächst als Korrepetitor, später war er u. a. Assistent von Daniel Barenboim in Bayreuth, ehe er selbst seine Dirigentenkarriere startete. Diese führte ihn in der Funktion eines Musikdirektors von der Norwegischen Oper über das Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel zum Royal Opera House, Covent Garden, in London, das er seit 2002 leitet. Außerdem ist er seit 2005 Musikdirektor des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom. Daneben gastiert er an vielen großen Opernhäusern und bei internationalen Spitzenorchestern. Bei seinem philharmonischen Comeback leitet er ein französisch-russisches Programm: Werke von Maurice Ravel und Orchesterlieder von Henri Duparc mit Véronique Gens als Solistin sowie Modest Mussorgskys Johannisnacht auf dem kahlen Berge und Alexander Skrjabins Poème de l’extase. Trotz seiner vielen dirigentischen Verpflichtungen tritt Antonio Pappano regelmäßig als Klavierbegleiter mit Sängerinnen und Sängern wie Ian Bostridge, Joyce DiDonato oder Jonas Kaufmann auf. In dieser Eigenschaft konnte man ihn im Dezember 2016 in der philharmonischen Konzertreihe Umsungen in einem Liederabend mit Gerald Finley erleben.

Finnischer Senkrechtstarter

Mikko Franck, 1979 in Helsinki geboren, wusste schon als Fünfjähriger, dass er Dirigent werden will. Er studierte zunächst Geige an der Sibelius-Akademie seiner Heimatstadt; 1995 begann er mit dem Dirigierunterricht bei Jorma Panula, der eine Reihe berühmter finnischer Dirigenten ausgebildet hat, u. a. auch Esa-Pekka Salonen, Sakari Oramo und Jukka-Pekka Saraste. »Es gibt etwas in diesem Beruf, das zur finnischen Mentalität passt«, meine Mikko Franck einmal in einem Interview. »Wir kommen aus dem Wald. Und das ist einer der einsamsten Berufe der Welt, so kommen wir damit klar, immer allein zu sein.« Sein philharmonisches Debüt 2003, bei dem er Werke von Maurice Ravel und Dmitri Schostakowitsch leitete, gab er im Alter von nur 23 Jahren und galt damals als Senkrechtstarter aus Finnland. Sein künstlerischer Werdegang führte ihn als Chefdirigent zum Orchestre National de Belgique und als Generalmusikdirektor sowie künstlerischem Leiter an die Finnische Nationaloper. Im September 2015 übernahm Franck, der wegen eines Rückenleidens sitzend dirigiert, die musikalische Leitung des Orchestre philharmonique de Radio France. Bei den Berliner Philharmonikern dirigiert er als Einspringer für Seiji Ozawa in dieser Saison die konzertante Aufführung von Maurice Ravels Oper L’Enfant et les sortilèges.