
Happy Birthday, Daniel Barenboim!
Zum 75. Geburtstag des Pianisten, Dirigenten und langjährigen Freundes der Berliner Philharmoniker

Am 15. November 2017 feiert Daniel Barenboim seinen 75. Geburtstag. Obwohl er zu den großen Dirigenten und Pianisten unserer Zeit zählt, greifen diese Bezeichnungen doch zu kurz. Denn Barenboim ist ein Universalmusiker – einer, der das Große, Ganze dieser Kunst erfassen will und der die Menschen und Völker verbindende Kraft der Musik in den Dienst seiner humanistischen Ideale stellt. Am sichtbarsten wird dieses Bestreben in dem von ihm und dem Literaturwissenschaftler Edward Said gegründeten West-Eastern Divan Orchestra, das zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern besteht. Aber auch an den großen, traditionsreichen Institutionen der klassischen Musik hat Barenboim tiefe Spuren hinterlassen: beim Chicago Symphony Orchestra, den Bayreuther Festspielen, der Mailänder Scala und natürlich an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, die er seit einem Vierteljahrhundert leitet. Auch mit den Berliner Philharmonikern verbindet Barenboim eine tiefe Freundschaft – und das seit über fünf Jahrzehnten.
Seit 53 Jahren Freund der Berliner Philharmoniker
Am 12. Juni 1964 trat der damals 21-jährige Pianist als Solist von Béla Bartóks Klavierkonzert Nr. 1 erstmals mit dem Orchester auf. In der Presse wurde dieses Ereignis eher beiläufig erwähnt, denn die Rezensenten widmeten Pierre Boulez, der an diesem Abend als Dirigent eines eigenen Werks debütierte, die größere Aufmerksamkeit. Gleichwohl attestierten sie Daniel Barenboim eine große technische Meisterschaft. »Ob er mehr als ein guter Techniker ist, müsste er erst noch an anderer Musik kundtun«, meinte ein Kritiker. Dazu bot sich bald Gelegenheit. Nur wenige Monate später wirkte Barenboim unter Stabführung von Zubin Mehta als Interpret von Wilhelm Furtwänglers Symphonischem Konzert für Klavier und Orchesters mit, das anlässlich des 10. Todestages des Dirigenten und Komponisten aufgeführt wurde. Die Intensität seines Spiels, der tiefempfundene Ausdruck begeisterte Publikum und Presse gleichermaßen. Barenboim fühlt sich Furtwängler, den er von klein auf bewunderte, bis heute besonders verbunden. Dieser hatte ihn bereits zehn Jahre zuvor gehört und den hochtalentierten Knaben zu einem Auftritt nach Berlin eingeladen. Doch Barenboims Vater lehnte ab – mit der Begründung, dass eine jüdische Familie nur neun Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nach Deutschland kommen könne.
Eine Doppelbegabung: Pianist und Dirigent
Von Anfang an begeisterte Daniel Barenboim die Art, wie die Berliner Philharmoniker musizieren: »Diese unglaubliche Wärme in den Streichern, mit einem Vibrieren, wie ich es noch nie gehört hatte,« erzählte er in einem Interview der Zeitschrift 128 – das Magazin der Berliner Philharmoniker. »Sie hatten noch nicht diese solistische Charakteristik, die sie heute durch ihre großen Solisten-Persönlichkeiten haben.« Daniel Barenboim überzeugte nicht nur als Pianist, sondern auch als Dirigent. 1969 stand er erstmals am Pult der Berliner Philharmoniker und dirigierte Joseph Haydns Symphonie Nr. 95 c-Moll, Robert Schumanns Vierte Symphonie und Ludwig van Beethovens Viertes Klavierkonzert mit Sir Clifford Curzon als Solist. Ein Ereignis, das Aufsehen erregte und deutlich machte, welch großes musikalisches Potenzial in ihm steckte. Aber nicht nur das: Ab 1976 konnte das philharmonische Publikum Daniel Barenboim auch immer wieder in Personalunion als Dirigent und Solist erleben. Der damals 33-Jährige interpretierte Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll und Anton Bruckners Vierte Symphonie. Er sei kein Taktschläger, sondern nach großem Vorbild ein mit suggestiver Zeichengebung frei nachschaffender dynamischer Gestalter, hieß es in einer Rezension.
Emotionale Konzertereignisse
Als Pianist präsentierte er sich in den philharmonischen Programmen vor allem mit den Konzerten von Mozart, Beethoven und Brahms. Als Dirigent setzte er Werke von Johann Sebastian Bach bis Pierre Boulez auf das Programm. Gleichwohl liegt sein Schwerpunkt auf dem klassischen und romantischen Repertoire: Beethoven, Schubert, Schumann, Strauss und immer wieder Bruckner. Zwei hochemotionale Ereignisse ragen aus der langen fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Daniel Barenboim und den Berliner Philharmonikern heraus: das von ihm geleitete Sonderkonzert, das am 12. November 1989 nach dem Fall der Mauer für DDR-Bürger kurzfristig veranstaltet wurde, und 1990 die erste Israel-Tournee des Orchesters, bei der er die Philharmoniker als Dirigent begleitete. Ihre 50-jährige Freundschaft feierten Daniel Barenboim und die Berliner Philharmoniker im Juni 2014 mit einem Sonderkonzert am 18. Juni, bei dem Barenboim unter der Leitung von Sir Simon Rattle den Solopart von Johannes Brahms’ Erstem Klavierkonzert spielte. Auch in dieser Saison, im Februar 2018, ist der Jubilar Gast des Orchesters – als Solist von Bartóks Erstem Klavierkonzert, jenem Werk, mit dem er bei dem Orchester debütierte. Ein Kreis schließt sich.

(Foto: Archiv Berliner Philharmoniker)

(Foto: Reinhard Friedrich)

(Foto: Reinhard Friedrich)

(Foto: Ludwig Schirmer)

(Foto: Monika Rittershaus)