Im Dienst großer Musik

Porträt des Pianisten Sir András Schiff

Sir András Schiff
(Foto: Peter Fischli)

»Mich interessiert nur die beste und größte Musik. Und davon gibt es so viel für Klavier. Es ist ein Geschenk!«, bekannte der Pianist Sir András Schiff in einem Interview für das Magazin der Berliner Philharmoniker. Von diesem Interesse profitieren die Berliner Philharmoniker und ihre Konzertreihen bereits seit 1989.

Damals debütierte der aus Budapest stammende Musiker bei dem Orchester unter der Leitung von Seiji Ozawa mit dem Ersten Klavierkonzert von Johannes Brahms. Bis heute konnte man ihn mit vielen großen Konzerten der Klavierliteratur in der Philharmonie erleben. Und nicht nur das! Seit Jahren überrascht der Ungar, der seit 2001 britischer Staatsbürger ist und im Juni 2014 von Königin Elizabeth II in den Adelsstand erhoben wurde, mit ungewöhnlichen Konzertprogrammen.

Neue Sicht auf altbekannte Werke

»Ich möchte, dass wir neue Luft in unser Konzertleben bringen; mit guten Programmen lässt sich das im besten Sinne erzieherisch realisieren«, meint der Künstler, der durch sein wohl artikuliertes, analytisches und zugleich tief empfundenes Spiel die Zuhörer in seinen Bann zieht. »Die Programme zu gestalten, bereitet mir sehr große Freude. Dahinter steckt viel Nachdenken, weil es keine Unterhaltung sein soll. Es ist mir wichtig, dass die Menschen sich wohlfühlen im Konzert; aber nur ein paar beliebte Stücke zu spielen, wie es sehr oft geschieht, das reicht nicht.«

András Schiff ist nicht nur ein viel beschäftigter Solist, der gelegentlich auch als Dirigent auftritt, sondern außerdem ein leidenschaftlicher Kammermusiker. Davon konnte sich das Berliner Publikum während seiner philharmonischen Residency 2007/08 und in den vergangenen Jahren immer wieder überzeugen.

Auf der Suche nach Zusammenhängen

Legendär sind seine Bach- und Beethoven-Zyklen, zudem widmete er eine Konzertreihe den letzten Sonaten von Haydn, Mozart, Beethoven sowie Schubert und schmiedete Klavierwerke von Bach, Bartók, Janáček und Schumann zu einem hochspannenden Zyklus zusammen. »Meine Aufgabe ist es, darauf neugierig zu sein, die Zusammenhänge zwischen den Stücken zu suchen und zu finden.« Trotz seiner avancierten Programmgestaltung gibt es drei Komponisten, deren Werke zu den Konstanten seines Repertoires zählen: Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und Johann Sebastian Bach.

Letzterer sei – so Sir András Schiff – sein Lieblingskomponist und gleichzeitig das Zentrum unserer westlichen Musik: »Bach bildet den Höhepunkt. Alle nachfolgenden Komponisten beziehen sich in irgendeiner Weise auf ihn.« Nach András Schiffs Worten prägt die Auseinandersetzung mit dem Barockkomponisten insgesamt seine Musizierweise – egal, ob er Klavierwerke von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann oder Bartók interpretiere.