Ein Schwan, ein Jäger, ein Kavalier und ein Lügner

Ihr Spickzettel für das Waldbühnenkonzert 2023

Hat dieser Schwan etwas zu verbergen?

Das diesjährige Waldbühnenkonzert steckt voller Geschichten: von einem glücklosen Jäger, einem Ritter mit ungewöhnlichem Haustier, einem jungen Liebhaber mit erstaunlichen Umzieh-Künsten und einem notorischen Lügner. Damit Sie den Überblick behalten, haben wir die Geschichten von Der Freischütz, Lohengrin, Der Rosenkavalier und Till Eulenspiegel in aller Kürze für Sie zusammengefasst.

Carl Maria von Weber: »Der Freischütz«

Jägerbursche Max liebt Försterstochter Agathe und umgekehrt. Eigentlich eine einfache Sache. Doch Max muss sich seine Braut erst »verdienen« –  mit einem Probeschuss, der seine Treffsicherheit beweist. Zu dumm, dass Max gerade nicht in Form ist und seit Wochen nichts mehr getroffen hat. Sein Jäger-Kollege Kaspar weiß Rat: In der gespenstischen Wolfsschlucht gießt der teuflische Jäger Samiel magische Freikugeln mit Treffergarantie. Klingt nach der rettenden Lösung, doch Kaspar steckt mit Samiel unter einer Decke und hat einen von Eifersucht getriebenen Plan: Die Freikugel soll Agathe beim Probeschuss töten ... Eher Opern-untypisch überleben die Protagonisten und Agathe und Max können heiraten. Juchee!

Programm in der Waldbühne:
Ouvertüre; »Nein! länger tragʼ ich nicht die Qualen« – »Durch die Wälder, durch die Auen«, Rezitativ und Arie des Max aus dem 1. Akt

Richard Wagner: »Lohengrin«

Elsa steckt ganz schön in der Klemme: Sie ist des Brudermords angeklagt. Ihre Unschuld soll dadurch bewiesen werden, dass jemand gegen den Ankläger antritt und ihn im Kampf besiegt. Zufällig taucht da ein unbekannter Ritter auf einem Schwan auf – wie praktisch! Er will für sie kämpfen und sie danach zur Frau nehmen. Was man als Frau nicht alles tut, um einer fälschlichen Anklage zu entgehen! Aber bitte. Der Haken ist aber: Elsa darf ihren Zukünftigen nicht nach seiner Herkunft fragen. Klingt dubios, aber Elsa hat ja keine große Wahl. Der Unbekannte siegt über den Ankläger, Elsa ist rehabilitiert und feiert Hochzeit. Eine Intrigantin schürt in ihr jedoch Zweifel: Was mag der Ritter in schimmernder Rüstung wohl zu verbergen haben? Und so stellt Elsa ihrem frisch Angetrauten doch die verbotene Frage. Dieser antwortet: Er sei der Gralsritter Lohengrin, Sohn des Parsifal. Dann reist er konsequent und unendlich traurig (Regieanweisung) ab. Elsa sinkt entseelt zu Boden. Wer wird schon gern wegen so einer Lappalie verlassen.

Programm in der Waldbühne:
Vorspiel zum 3. Akt; Gralserzählung »In fernem Land, unnahbar euren Schritten«; »Mein lieber Schwan«
 

Richard Strauss: »Der Rosenkavalier«

Gut möglich, dass Generationen von Magier*innen den berühmten Umzieh-Trick von diesem Knaben gelernt haben: Octavian ist Geliebter, Kammerzofe, Blumenjunge und Edelmann. Aber der Reihe nach: Zunächst verkleidet sich Octavian als Kammerzofe, um nicht als Liebhaber der Feldmarschallin entdeckt zu werden. Die Verkleidung steht ihm offenbar so gut, dass er vom grobschlächtigen Baron Ochs angebaggert wird. Kurze Zeit später muss er – nun er selbst – für den Baron als Brautwerber mit einer silbernen Rose um die Hand der reichen Bürgerstochter Sophie anhalten. Dabei – ups – verliebt er sich Hals über Kopf in die bezaubernde junge Dame. Der ungehobelte Baron darf Sophie auf keinen Fall bekommen! Dabei hilft eine Intrige und ein erneuter Kleiderwechsel: In der Verkleidung der Kammerzofe lädt Octavian den Baron zu einem Schäferstündchen in ein zwielichtiges Wirtshaus ein, wo er den liebestollen Alten vor allen bloßstellt. Als Ehemann kommt der Baron jetzt nicht mehr infrage, wohl aber der pfiffige Octavian. Sophie und ihr »Rosenkavalier« sind glücklich vereint.

Programm in der Waldbühne:
Suite op. 59

Richard Strauss: »Till Eulenspiegels lustige Streiche«

Eigentlich wollte Strauss aus der literarischen Vorlage des Till Eulenspiegel eine Oper machen – auch wenn ihm der Charakter »zu seicht« war. Aus unbekannten Gründen ließ er die Idee aber fallen und schrieb stattdessen eine Tondichtung. Till Eulenspiegel ist ein umherziehender Schalk, der seinen Mitmenschen so richtig auf den Zeiger geht. Sie halten ihn für dumm, doch er trickst sie immer wieder aus. Er lügt, betrügt und stiftet Chaos: Mal reitet er mit einem Pferd durch die Töpferwaren der Marktweiber, verkleidet sich als predigender Pastor, versucht vergeblich bei den schönen Mädchen zu landen und spielt sich als Gelehrter auf. Strauss ließ sich offenbar vom Schabernack des Eulenspiegel anstecken und treibt ein klangliches Possenspiel mit den Hörgewohnheiten des Publikums. Richtig, hier werden Sie verhohnepiepelt und immer wieder hören Sie Tills hämisches Gelächter. Aber zum Schluss siegt die Gerechtigkeit: Till kommt vor Gericht und wird aufgeknüpft. Ein Happy End? Immerhin deutet der Epilog an, dass Till Eulenspiegel in seinen Geschichten weiterlebt.

Programm in der Waldbühne:
Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28

 

Mehr zum Waldbühnenkonzert