Ein Wochenende mit unserem Composer in Residence
Esa-Pekka Salonen in vier Konzerten

(Foto: Benjaming Suomela)
»Entdecken Sie, was Sie entdecken wollen«, rät Esa-Pekka Salonen den Zuhörern. »Meine Musik soll Gefühle hervorrufen und Bilder beschwören.« Die Musik des finnischen Komponisten und Dirigenten können Sie im Januar in vier Konzerten entdecken und so die Vielfalt und den Klangreichtum seines Œuvre erleben. In der ersten Konzertreihe steht eine deutsche Erstaufführung auf dem Programm: ein Konzert für Orgel und Orchester. Außerdem wird Salonen eine Late Night präsentieren – mit spannungsvollen Kontrasten zwischen Alter und Neuer Musik.
Sie ist ein Blickfang im großen Saal der Philharmonie – und erklingt in Orchesterkonzerten doch nur selten: die 1965 erbaute Orgel. Dabei kann sie mit ihren 6500 Pfeifen echte Klangpracht entfalten. In dieser Woche wird Olivier Latry auf der Orgelbank Platz nehmen – einer der Titularorganisten von Notre-Dame de Paris –, um die deutsche Erstaufführung eines Orgelkonzerts zu spielen, das von Esa-Pekka Salonen stammt, der in dieser Spielzeit Composer in Residence des Orchesters ist. Damit wird der Abend quasi zum Wunschkonzert. Denn sowohl die Organistin Iveta Apkalna als auch Olivier Latry traten vor einigen Jahren unabhängig voneinander mit der Bitte um ein Orgelkonzert an Esa-Pekka Salonen heran. Anstatt den einen oder die andere zu enttäuschen, beschloss er, ein Werk für beide zu schreiben.
Den allerletzten Ausschlag zur konkreten Komposition gab dann der Auftrag des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks an Salonen: »Der Konzertsaal in Kattowitz bekommt eine neue Orgel, und ich wurde gefragt, ob ich zur Einweihung ein Orgelkonzert schreiben wolle.« erklärt Salonen in einem Interview. »Während ich noch überlegte, kamen andere Orchester auf mich zu, um sich an dem Auftrag zu beteiligen. Da wurde mir klar, wie viele Konzertsäle fantastische Orgeln haben, für die es kaum Repertoire gibt. Mir gefiel die Idee, mit einem Werk einen faktischen Bedarf zu erfüllen.«
Auch die Vorstellung, für die Orgel ein Konzert mit Orchester zu schreiben, faszinierte Salonen. Denn die Orgel ist »das einzige Instrument, das praktisch alles kann, was ein Orchester auch kann«, so der Komponist. »Warum soll man also ein Orgelkonzert komponieren, das die klanglichen Möglichkeiten der Orgel dupliziert?« Das sei eine Herausforderung gewesen, aber wie er selbst findet: »Herausforderungen sind gut. Die meisten zumindest.« Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass man bei Orgelkonzerten nicht genau weiß, für welches Instrument man komponiert. Schließlich gibt es in den Konzertsälen dieser Welt keine zwei Orgeln, die gleich sind, da alle verschiedene Register und dynamische Möglichkeiten haben.
Esa-Pekka Salonens Lösung für diese Unsicherheit: »Vor allem muss ich darauf vertrauen, dass die Organistinnen und Organisten die richtigen Entscheidungen bei der Registrierung treffen.« Was den eigentlichen Kompositionsprozess angeht: Da folgt Esa-Pekka Salonen ganz seinem Gefühl und fragt sich selbst: »Berührt mich das? Stimuliert es mich? Wenn ich es spannend finde, wie sich ein Werk entwickelt, besteht eine gute Aussicht, dass andere das auch finden.«
Esa-Pekka Salonen spricht über sein neues Konzert für Orgel und Orchester
»Metamusik« mit Esa-Pekka Salonen
Im Januar wird Esa-Pekka Salonen außerdem eine Late Night gestalten. Dafür hat sich der Composer in Residence verschiedene Werke ausgesucht, die er mit dem Titel Metamusik überschreibt. Neben eigenen Werken werden Stücke von Peter Maxwell Davies, Missy Mazzoli, William Byrd, Caroline Shaw, François Couperin und Johann Sebastian Bach zu hören sein. Mitglieder der Berliner Philharmoniker sowie Geiger Pekka Kuusisto gestalten den spannenden Abend mit.