Neue Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Teil 1: Paula Ernesaks, Andraž Golob und Matic Kuder

Für sechs unserer Musikerinnen und Musiker ging in dieser Saison eine aufregende Phase zu Ende: Sie haben ihre Probezeit bestanden und gehören nun als vollwertige Mitglieder zu den Berliner Philharmonikern. Herzlichen Glückwunsch! Im ersten Teil unserer Story stellen wir ihnen Paula Ernesaks, Matic Kuder und Andraž Golob vor.

Paula Ernesaks – Horn

Paula Ernesaks
(Foto: Stefan Höderath)

»Mein erster Gedanke war, dass die nächsten 40 Jahre meines Lebens nun vorgezeichnet sind und dass ich sie mit einem Traumjob verbringen werde«, antwortet Paula Ernesaks auf die Frage, was ihr bei der Nachricht über die bestandene Probezeit durch den Kopf ging. Die aus einer estnischen Familie stammende Musikerin schaffte im März 2022 den Sprung in die Horngruppe der Berliner Philharmoniker. Ihre Liebe zum Horn und zum Orchesterspiel entdeckte Paula Ernesaks durch eine Freundin. Diese spielte mit ihrem Instrument in einem Orchester und hatte dabei anscheinend sehr viel Spaß. Den wollte Paula Ernesaks, die zunächst Klavier lernte, auch haben.

So entschied sie sich Horn zu lernen, weil ihr das Instrument wegen seines Aussehens und Klangs gefiel. Als Mitglied in verschiedenen Jugendorchestern entdeckte Paula Ernesaks, wie beglückend es ist, in einem Orchester zu spielen und entschied, dies zu ihrem Beruf zu machen. Mit 14 Jahren begann sie ihr Studium am Espoo Music Institute und wechselte 2012 an die Sibelius Akademie, wo sie Schülerin von Jukka Harju wurde und ihr Studium 2021 mit dem Bachelor abschloss.

Orchestererfahrung sammelte sie im Verbier Festival Orchestra, im Mahler Chamber Orchestra sowie der Norddeutschen Philharmonie Rostock. In der Saison 2017/18 spielte die Hornistin, die durch das Ausbildungsprogramm der Finnischen Nationaloper und des Finnischen Radiosymphonieorchesters gefördert wurde, im Kuopio City Symphony Orchestra. Von Finnland kam sie dann als Stipendiatin an die Karajan-Akademie und von dort über das Probespiel direkt in das Orchester.

Als größte Herausforderung während der Probezeit empfand sie es, nicht daran zu denken, dass sie noch in der Probezeit ist. »Sobald ich mich an die Arbeitsroutine gewöhnt hatte, wurde es leichter. Schließlich wollte ich die Zeit mit dem Orchester genießen – egal, ob es zwei oder 40 Jahre sind!« In den vergangenen Monaten habe sie – so die Musikerin – viel gelernt. Die Arbeit im Orchester empfinde sie nicht nur als eine lebenslange Quelle des Glücks, sondern als eine Möglichkeit, sich immer weiterzuentwickeln. »Ich hoffe jedenfalls, dass ich so lange lernen werde, bis ich eine der ältesten im Orchester bin.«

Matic Kuder – Klarinette

Der Morgen als Matic Kuder auf das Ergebnis der Abstimmung gewartet hat, zählt mit zu den aufregendsten Momenten seines Lebens. »Nach den spannenden und herausfordernden  Wochen in Baden-Baden und der Aufführung von Schostakowitschs Sechster Symphonie in der Abstimmungswoche war die Nachricht über das bestandene Probejahr eine große Erleichterung. Ich bin glücklich und stolz«, meint der Klarinettist, der seit Dezember 2021 in der Holzbläsergruppe der Berliner Philharmoniker spielt.

Klarinette zu lernen, war für den gebürtigen Slowenen naheliegend:  In der Familie spielten bereits ein Cousin und ein Onkel das Instrument. Von Letzterem erhielt er auch seinen ersten Klarinettenunterricht. Später studierte Matic Kuder in Ljubljana am Konservatorium für Musik und Ballett bei Dusan Sodja und an der Akademie für Musik, außerdem an der Kunstuniversität Graz bei Gerald Pachinger sowie an der Nürnberger Hochschule für Musik bei Thomas Holzmann. Erste Orchestererfahrung sammelte er als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters. Die positiven Erlebnisse in diesem Klangkörper trugen maßgeblich dazu bei, dass Matic Kuder sich für den Beruf des Orchestermusikers entschied. Der Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe begann seine Laufbahn 2017 als Soloklarinettist bei den Nürnbergern Symphoniken, ehe er vier Jahre später zu den Berliner Philharmonikern wechselte.

Matic Kuder
(Foto: Stefan Höderath)

Während der Probezeit galt es, sich möglichst gut ins Orchester zu integrieren – und trotzdem den eigenen, persönlichen Stil zu wahren. Dass dies gut gelang, verdanke er – so der Musiker – auch der Unterstützung seiner Kolleginnen und Kollegen. »Die waren eine sehr große Hilfe! Ihre wertvollen Tipps und ihr konstruktives Feedback haben mich immer ein Stück weitergebracht.« Durch das gemeinsame Musizieren mit den anderen Orchestermitgliedern, hätte er sich persönlich und musikalisch enorm weiterentwickelt. Was er als größte Herausforderung empfand? »Das Orchester fordert von uns eine unglaubliche Leistung – in jeder Probe und jedem Konzert müssen wir auf das Höchste konzentriert und immer in Form sein.«

Andraž Golob – Bassklarinette

Andraž Golob
(Foto: Stefan Höderath)

Nur langsam sickerte die Nachricht über die bestandene Probezeit in Andraž Golobs Bewusstsein. »Erst als mir im Laufe des Tages auf einmal alle gratulierten und mich umarmten, realisierte ich, dass ich ein Teil dieser wunderbaren Familie geworden bin«, erzählt der Bassklarinettist, der seit Oktober 2021 in der Holzbläsergruppe der Berliner Philharmoniker spielt. Der Weg dorthin führte den Slowenen von Anfängen an der Musikschule seiner Heimatstadt Celje über ein Musikstudium in Graz bei Gerald Pachinger und Bertram Egger sowie eine Ausbildung an der Orchesterakademie der Wiener Philharmoniker.

Schon während des Studiums entdeckte der mehrfache Preisträger internationaler Wettbewerbe die Freude am gemeinsamen Musizieren und entschied, die Laufbahn eines Orchestermusikers einzuschlagen. Erste Orchestererfahrung sammelte er durch Aushilfstätigkeiten beim Philharmonischen Orchester Graz, bei den Nürnberger Symphonikern und an der Wiener Staatsoper sowie als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters. Eine der größten Herausforderungen während der Probezeit bei den Berliner Philharmonikern war es für Andraž Golob, seine Rolle im Orchester zu finden und sich nicht zu sehr mit den eigenen Zweifeln zu beschäftigen.

»Auch als ich noch nicht sicher sein konnte, dass ich hier bleiben werde, habe ich jeden Moment genießen können und deswegen unvergessliche Konzerte erlebt!« Gleichzeitig empfand er die vergangenen eineinhalb Jahre als sehr motivierend – dank der inspirierenden Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen, von denen er viel gelernt hat. Ihre Musizierlust und Risikofreude hätten ihn – so der Klarinettist – angesteckt und künstlerisch wachsen lassen. »Das gilt auch für unseren Chefdirigenten Kirill Petrenko: ein neuer Impuls von seiner Seite und auf einmal wird für mich alles neu und interessant. Diese Erfahrungen begleiten mich im Alltag und machen mich zu einem besseren Musiker!«


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