Time to say goodbye!

Abschied von den Berliner Philharmonikern

Die neue Saison beginnt und die Berliner Philharmoniker freuen sich auf eine ereignisreiche Zeit. Für drei Mitglieder hieß es allerdings in den vergangenen Monaten, Abschied zu nehmen – von einem Orchester, das für alle sicherlich mehr war als nur ein reiner Arbeitsplatz. Wir stellen Ihnen diese Musiker vor und lassen sie von ihren schönsten Erlebnissen und wichtigsten Erfahrungen bei den Berliner Philharmonikern erzählen.

Stefan de Leval Jezierski – Horn

»Vor 44 Jahren war ich überrascht und überwältigt, dass ich von den Berliner Philharmonikern und Herbert von Karajan ausgewählt worden bin, in dieses einzigartige Orchester einzutreten und Teil dieser fantastischen Horngruppe zu werden«, erinnert sich Stefan de Leval Jezierski. Es sei ein großes Privileg gewesen, über all die Jahre mit den besten Musikerinnen und Musikern auftreten zu dürfen. Der Hornist blickt voller Dankbarkeit auf seine Zeit bei den Berliner Philharmonikern zurück. Der aus Boston stammende Stefan de Leval Jezierski studierte an der North Carolina School of Arts und bei Myron Bloom am Cleveland Institute of Music. Bereits während seines Studiums wirkte er bei Konzerten und Tourneen des Cleveland Orchestra mit. Bevor er 1978 als hoher Hornist zu den Berliner Philharmonikern kam, war er zwei Jahre lang Solohornist des Staatstheaters Kassel. Der Musiker gehört zu den Gründungsmitgliedern des Scharoun Ensembles Berlin. Welchen Rat würde er seinen jungen Kolleginnen und Kollegen im Orchester mit auf den Weg geben? »Genießt eure Zeit bei den Berliner Philharmonikern! Sie vergeht viel zu schnell.«

Manfred Preis – Bassklarinette

Nie zuvor im Leben hatte Manfred Preis daran gedacht, Bassklarinette zu spielen. Doch dann war bei den Berliner Philharmonikern eine Stelle als Bassklarinettist ausgeschrieben. Da er seit seiner Kindheit davon träumte, in dieses Orchester zu kommen, sah der Musiker, ehemaliger Stipendiat der Karajan- Akademie und damals Klarinettist des Radio-Symphonie-Orchesters Berlin, 1982 seine Chance gekommen: Er bewarb sich und erhielt die Stelle. »Es war eine wunderbare Erfahrung und ein fortwährender Entwicklungsprozess, mit den weltbesten Künstlern aufzutreten«, meint Manfred Preis. Die Werte, die in diesem Orchester gelebt werden, habe er auch in das eigene Leben übernommen: Respekt, Toleranz, Hingabe an die Musik und ein großartiges Gemeinschaftsgefühl. »Besonders schön fand ich den herzlichen, entspannten und freundschaftlichen Umgang mit meinen Kolleginnen und Kollegen hinter und auf der Bühne, sodass ich meinen Beruf niemals als Arbeit betrachtete. Es war eine Freude!« In seinem Ruhestand will er nicht zur Ruhe kommen, sondern sein Leben im stetigen Wandel neu gestalten – ruhig, unkonventionell und voller Gelassenheit.

(Foto: Sebastian Hänel)

Ulrich Wolff – Kontrabass

»Das war ein wunderbarer Arbeitsplatz«, schwärmt Ulrich Wolff. Als der Kontrabassist 1978 zu den Berliner Philharmonikern kam, war er mit 22 Jahren das jüngste Mitglied des Orchesters. »Diese Anfangszeit bleibt mir rückblickend am eindrucksvollsten in Erinnerung: die wunderbaren Konzerte und Reisen mit Karajan, die Auftritte mit Leonard Bernstein und Carlos Kleiber sowie unsere allererste China-Reise 1979.« Der gebürtige Wuppertaler, der bei dem philharmonischen Kontrabassisten Rainer Zepperitz studiert und sich für die Berliner Philharmoniker auch im Fünferrat und im Personalrat engagiert hat, widmete sich neben der Orchesterarbeit mit großer Leidenschaft der Alten Musik. In zahlreichen Aufführungen der Bach’schen Passionen unter Simon Rattle in Berlin, London, New York, Luzern und Baden-Baden spielte er als Solist Viola da Gamba. Seine Kolleginnen und Kollegen hätten ihm – so Ulrich Wolff – bei den Berliner Philharmonikern »beglückende Jahre« beschert. Besonders verbunden fühlt er sich den Mitgliedern seiner Bassgruppe: »Wir sind zu einer künstlerischen und menschlichen Einheit zusammengewachsen. Das wurde mit den Jahren immer schöner.«


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