
(Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz CC BY-NC-SA 4.0)
Mit Mozarts Don Giovanni, dirigiert von Richard Strauss, begann 1922 die Operntradition der Salzburger Festspiele. Opern von Mozart und Strauss bestimmen bis heute den Festival-Spielplan, wobei man sich fragen kann, inwiefern diese scheinbar gegensätzlichen Klang- und Ausdruckswelten tatsächlich miteinander harmonieren. Die Antwort lautet: bestens! – wenn man sich Strauss’ tiefe Bewunderung für Mozart vergegenwärtigt.
Richard Strauss verehrte Wolfgang Amadeus Mozart und dessen »unendlich feine und reich gegliederte Seelengebilde« zutiefst. Mozarts »Melodie«, so Strauss, »schwebt zwischen Himmel und Erde, zwischen sterblich und unsterblich, tiefstes Eindringen der künstlerischen Phantasie in letzte Geheimnisse«. Schon seit seiner Jugend liebte er Mozarts lichte Transparenz und vollkommene Melodiebildung.
Als Pianist debütierte Strauss in Meiningen mit Mozarts c-Moll-Konzert, als Dirigent schätzte er Così fan tutte besonders, als Bearbeiter nahm er sich den Idomeneo vor. Die »Göttlichkeit« Mozarts machte Strauss gewiss nicht nur an der ausgewogenen Balance seiner Melodien fest, sondern auch an seinem emotionalen Reichtum – gerade der Spätwerke, wie der »Haffner-Symphonie«. Schon als 17-Jähriger schrieb er eine Bläserserenade, die Mozarts Gran Partita nacheifert. Und mit fast 80 knüpfte er mit Bläsersonatinen und Konzertwerken nochmals an Mozart an.
Überhaupt kreisten im Chaos der Kriegs- und Nachkriegsjahre die Notizen des alten Strauss immer wieder um das »Wunder Mozart«, um den »unerhörten Reiz von Mozarts Melodie« mit ihren »Offenbarungen der innersten Seele der Welt«. Die Sehnsucht nach apollinischer Klarheit schien umso stärker zu werden, je mehr die äußere Welt in Trümmern versank. Von der Trost- und Haltlosigkeit angesichts der Kriegszerstörungen legen die Metamorphosen ein erschütterndes Zeugnis ab, aber auch von der leisen Hoffnung auf neues Wachstum aus den Trümmern.