
(Foto: Gonçalo Afonso)
Das Leben ist Fado
Trauer, Eifersucht, Verlorenheit – es sind die dunklen, melancholischen, schmerzvollen Gefühle, die dem Fado seinen unverwechselbaren Reiz verleihen. Im 19. Jahrhundert in den Armenvierteln von Lissabon entstanden, besingt der Fado, der sich vom lateinischen Wort »fatum« (Schicksal) ableitet, die Schattenseiten des menschlichen Seins. Als ein Produkt des urbanen Lebens handeln die Texte von alltäglichen Notsituationen der kleinen, städtischen Leute, von Verlust, Abschied und verlorenem oder unerfülltem Liebesglück.
Begleiten Sie Ana Moura am 23. August 2021, ab 20 Uhr auf ihrer faszinierenden Reise durch die Abgründe der portugiesischen Seele.
Tickets kaufenSchnell wurde der Fado gesellschaftsfähig und fand auch Eingang in die bürgerlichen Salons. Später missbrauchte die diktatorische Militärregierung, die von Anfang der 1930er-Jahre bis 1974 das Land beherrschte, den Musikstil für seine Zwecke. Längst rehabilitiert, gehört der Fado seit 2011 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO.
»Fado muss gefühlt, nicht verstanden oder erklärt werden«, bermerkte Amália Rodrigues, eine der großen Fadista des 20. Jahrhunderts und Vorbild für Ana Moura. Diese gehört dank ihrer dunklen, leicht rauchigen Stimme zu den Stars der heutigen Fado-Szene. Hineingeboren in eine Familie, in der viel gesungen wurde, wirkte sie bereits zu Schulzeiten als Sängerin in verschiedenen Pop-Bands mit. Bei einer Weihnachtsfeier, bei der sie Fados interpretierte, wurde sie von einer bekannten Fadista entdeckt und gleich für deren Fadolokal engagiert. Ana Moura hatte ihre Berufung gefunden.
Ana Moura - Arraial Triste (Live)
Ein Auftritt im portugiesischen Fernsehen, machte sie 2005 landesweit berühmt. Zwei Jahre später begeisterte sie die Rolling Stones so sehr, dass diese sie als Gast zu ihrem Lissaboner Konzert sowie zu Studioproduktionen einluden. Auch mit Prince trat sie 2009 gemeinsam auf. Der große Erfolg von Ana Moura beruht vor allem darin, dass sie zwar die Tradition des Fado weiterführt, gleichzeitig aber auch seine Grenzen erweitert und neue Impulse setzt – indem sie beispielsweise die traditionelle Gitarrenbegleitung um Keyboard und Schlagzeug erweitert und ihre Songs mit Jazz- und Pop-Elementen mischt.
Das Ergebnis ist jener expressive, melancholisch-schmerzvolle, trotzdem lebensbejahende Sound, der Ana Mouras Stil ausmacht. Die Leidenschaft für den Fado spürt man bei jedem ihrer Töne. »Ich singe, weil das mein Leben ausmacht«, so die Künstlerin, »aber ich tue es immer im Austausch mit denen, die mir zuhören«.