In der Saison 2022/23 können Sie viele spannende Gäste zum ersten Mal bei den Berliner Philharmonikern erleben. Was sie eint, ist Können, Persönlichkeit und ein eindrucksvoll weiter Blick auf die Musik.
Ein prägnantes Beispiel ist Thomas Adès, einer der berühmtesten Komponisten unserer Zeit. Seit vielen Jahren führen die Berliner Philharmoniker seine Musik auf, so vor zwanzig Jahren zum Amtsantritt von Sir Simon Rattle. Aber auch als Dirigent hat Thomas Adès mit Orchestern und Opernhäusern in aller Welt zusammengearbeitet – eine Funktion, in der wir ihn zum Saisonbeginn in der Philharmonie kennenlernen werden.
Im selben Konzert debütiert Pekka Kuusisto, ein finnischer Geiger von enormer künstlerischer Bandbreite. Neben klassischer Musik spielt er Folk, Jazz und elektronische Musik, er komponiert selbst und improvisiert leidenschaftlich gern, was man seinem lebendigen, wie aus dem Augenblick geborenen Spiel sofort anhört.
Stilistisch flexibel ist auch der Pianist Víkingur Ólafsson. Bekannt wurde er durch sein transparentes Bach-Spiel, das er bereits in einem Soloabend in der Philharmonie zeigte und das ihm in der New York Times den Ehrentitel eines »isländischen Glenn Gould« einbrachte. Seine zweite Leidenschaft gilt der zeitgenössischen Musik, wie man nun in einem Werk von John Adams mit dem aparten Titel Must the devil have all the good tunes? erleben kann – ein »funkiger Totentanz« nach Auskunft des Komponisten.
Dass man auch mit Werken des 18. Jahrhunderts die Luft zum Brennen bringen kann, beweist in einem Mozart-Programm Maxim Emelyanychev, Chefdirigent des Alte-Musik Ensembles Il pomo d’oro und des Scottish Chamber Orchestra und zudem ein herausragender Pianist.Auch als Dirigent macht Emelyanychev erfahrbar, wie aufregend dramatisch diese Musik klingen kann, ohne sie mit Effekten aufladen zu müssen. Auch die Solistin dieses Abends gibt in Mozart-Arien ihr Debüt: Sabine Devieilhe, die Cello und Musikwissenschaft studierte, ehe sie zu einer führenden Sopranistin der jungen Generation wurde. Gerade bei Mozart, so Die Zeit, könne man ihre herausragenden Qualitäten bewundern: »Wärme im Timbre, kristalline Leichtigkeit, hintergründigen Witz«.
Ein weiteres Multitalent unter den Newcomern in der Philharmonie ist der aus Finnland stammende Klaus Mäkelä: ursprünglich Cellist, nun Dirigent auf dem Weg zu einer Traumkarriere. Mit gerade 26 Jahren ist Mäkelä Chefdirigent der Osloer Philharmoniker und des Orchestre de Paris, zudem hat er große internationale Orchester von Chicago bis Amsterdam dirigiert. Spontaneität und Präzision kennzeichnen seinen Stil, mit dem er sich in einem russischen Programm bei den Berliner Philharmonikern vorstellt.
Das letzte Debüt dieser Saison bestreitet im Mai 2023 der aus Venezuela stammende Pianist Sergio Tiempo, ein Wanderer zwischen den Welten – in geografischer wie künstlerischer Hinsicht. So beeindruckt er in Werken von Bach und Chopin durch seinen sensibel modulierten Ton; in unserem Konzert mit Gustavo Dudamel hingegen zeigt er sich als Anwalt südamerikanischer Musik der Moderne, wenn er Alberto Ginasteras überwältigend-perkussives Klavierkonzert Nr. 1 interpretiert.
Klaus Mäkelä (Foto: Marco Borggreve)
Keine Neubegegnung, sondern ein schönes Wiedersehen gibt es mit Esa-Pekka Salonen und Simone Young, die beide nach längerer Pause zu den Berliner Philharmonikern zurückkehren. Esa-Pekka Salonen ist dabei als Dirigent und als Composer in Residence dieser Saison zu erleben. Simone Young wiederum, Chefdirigentin des Sydney Symphony Orchestra und regelmäßiger Gast an den großen Opernhäusern der Welt, wird Olivier Messiaens Turangalîla-Symphonie präsentieren – ein Werk, das ihr besonders am Herzen liegt und mit dem sie schon oft ein »Feuerwerk an Farben und Leidenschaft« (Neue Zürcher Zeitung) entzündet hat.