Kirill Petrenko dirigiert Strauss’ »Elektra«

Kirill Petrenko (Foto: Chris Christodoulou)

Eine Frau im Ausnahmezustand: Elektra ist getrieben von Trauer, Schmerz und Hass. Sie will den Tod ihres Vaters rächen, der von ihrer Mutter und deren Liebhaber ermordet wurde. Die Tragödie der griechischen Königstochter war ein idealer Opernstoff für den Musikdramatiker Richard Strauss, der in farbenreichen, hitzigen Szenen das Psychogramm einer Frau in existenziellen Konflikten zeichnet. Nach szenischen Aufführungen bei den Osterfestspielen in Baden-Baden dirigiert Kirill Petrenko nun eine konzertante Version. Die Titelpartie übernimmt Nina Stemme, weltweit gefeierte Sopranistin im dramatischen Fach.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Michaela Schuster Mezzosopran (Klytämnestra)

Nina Stemme Sopran (Elektra), 7. April

Ricarda Merbeth Sopran (Elektra), 4. April anstelle von Nina Stemme

Elza van den Heever Sopran (Chrysothemis)

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Tenor (Aegisth)

Johan Reuter Bassbariton (Orest)

Anthony Robin Schneider Bass (Pfleger des Orest)

Anna Denisova Sopran (Die Schleppträgerin)

Lucas van Lierop Tenor (Ein junger Diener)

Andrew Harris Bass (Ein alter Diener)

Kirsi Tiihonen Sopran (Die Aufseherin)

Katharina Magiera Alt (Erste Magd)

Alexandra Ionis Mezzosopran (Dritte Magd)

Lauren Fagan Sopran (Fünfte Magd)

Marvic Monreal Mezzosopran (Zweite Magd)

Dorothea Herbert Sopran (Vierte Magd)

Serafina Starke Sopran (Die Vertraute)

Rundfunkchor Berlin

Richard Strauss

Elektra, Oper in einem Aufzug (Konzertante Aufführung)

Termine und Karten

Biografien

Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Geboren im sibirischen Omsk, erhielt er seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt und später in Österreich. Seine Dirigentenkarriere begründete er an der Oper mit Chefpositionen am Meininger Theater und an der Komischen Oper Berlin. Von 2013 bis 2020 war Kirill Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Zudem gastierte er an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, von der Wiener Staatsoper über den Londoner Covent Garden und die Opéra national in Paris bis zur Metropolitan Opera in New York und den Bayreuther Festspielen. Auch die großen internationalen Symphonieorchester – in Wien, München, Dresden, Paris, Amsterdam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel – hat er dirigiert. In der Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern haben sich seit seinem Debüt 2006 vielfältige programmatische Schwerpunkte herausgebildet. Dazu gehört die Arbeit am klassisch-romantischen Kernrepertoire des Orchesters, beispielhaft zu erleben beim Amtsantritt mit Beethovens Neunter Symphonie. Ein weiteres Anliegen Kirill Petrenkos sind zu Unrecht vergessene Komponisten wie Josef Suk oder Erich Wolfgang Korngold. Ebenfalls im Fokus stehen russische Werke, wobei vor allem Aufführungen von Tschaikowskys Opern MazeppaJolanthe und Pique Dame zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

Michaela Schuster

»Mein Weg war etwas umständlich«, sagt Michaela Schuster. Denn die Mezzosopranistin, die heute auf den großen Bühnen der Welt zu Haus ist, studierte zunächst Oboe und spielte dann professionell im Orchester. Als sie den Entschluss fasste, am Salzburger Mozarteum auch noch ihre Stimme ausbilden zu lassen, stellten die Lehrer sie vor die Wahl: »Weil die Atmung dermaßen unterschiedlich ist, dass man unmöglich beides bewältigen kann.« Ihre Stimme, sagt Michaela Schuster, habe von Anfang an eine dramatische Veranlagung gehabt: »Meist beginnt man mit dem lyrischen und wechselt dann langsam ins dramatische Fach. In meinem Fall hat sicherlich auch eine Rolle gespielt, dass ich später mit dem Singen angefangen habe als viele meiner Kolleginnen und Kollegen, und somit meine Stimme schon schwerer und reifer war. Bei meinem ersten professionellen Auftritt war ich bereits 30 Jahre alt.« 2017/18 gab sie als Klytämnestra (Elektra) ihren gefeierten Einstand an der Metropolitan Opera New York. Sie gastiert regelmäßig an der Bayerischen Staatsoper in München, den Staatsopern in Berlin und Wien und am Londoner Covent Garden – mit einem Repertoire, zu dem Partien wie Ortrud (Lohengrin), Fricka (Rheingold und Walküre), Herodias (Salome) und Marie (Wozzeck) gehören. Bei den Berliner Philharmonikern konnte man sie im April 2023 als Amme in Die Frau ohne Schatten unter Leitung von Kirill Petrenko erleben.

Nina Stemme

Die »allzeit unschlagbare Birgit Nilsson hat in Nina Stemme eine Nachfolgerin gefunden«, schrieb die Wiener Presse begeistert. Tatsächlich gilt die Schwedin seit Jahren als führende Sängerin des dramatischen Fachs: in Partien wie Isolde, Brünnhilde, Kundry, Fanciulla und Turandot bis zu Salome und Elektra. Dass Nina Stemme diese höchsten Gipfel des Sopranrepertoires zunächst gemieden hat, ist ein besonderes Merkmal ihrer Karriere – und vielleicht das Geheimnis ihres Erfolgs, da sich die Sängerin für ihre Entwicklung die notwendige Zeit genommen hat. Dabei studierte Nina Stemme in ihrer Heimatstadt Stockholm zunächst Wirtschaftswissenschaften und nahm nur nebenbei Gesangsunterricht. Erst nach ihrem Operndebüt als Cherubino 1989 im italienischen Cortona entschied sie sich für eine Sängerkarriere. Ihr Studium absolvierte sie an der Operahögskolan in der schwedischen Hauptstadt, 1993 gewann sie den Operalia-Wettbewerb, der sie international bekannt machte. Es folgten Einladungen an Opernhäuser wie die Wiener Staatsoper, die Semperoper Dresden und das Opernhaus Zürich, in denen die Sängerin mit lyrischen Partien auf sich aufmerksam machte. Anschließend trat sie zunehmend auch mit dramatischen Rollen in Erscheinung, bis Birgit Nilsson überraschend anbot, mit ihr die Partie der Isolde einzustudieren. Seitdem gilt Nina Stemme als führende Sopranistin im Wagner- und Strauss-Fach: mit einem makellos geführten Sopran und wunderbar formschön ersungen Spitzentönen.

Elza van den Heever

Elza van den Heever hat in jüngster Zeit mit umjubelten Auftritten für Aufsehen gesorgt: mit ihrem Rollendebüt als Elisabeth in Wagners Tannhäuser an der Metropolitan Opera New York und bei den Berliner Philharmonikern als Kaiserin in Die Frau ohne Schatten unter der Leitung von Kirill Petrenko. Laut Opernmagazin setzt sie damit »gänzlich neue Maßstäbe: Sie meisterte ihre Partie mit schallender, silbrig­perlender Sopranstimme und müheloser Artikulation geradezu bravourös. Solch eine vollumfänglich rollendeckende Darbietung hat es lange nicht gegeben!« 2007 debütierte Elza van den Heever an der Oper von San Francisco als Donna Anna in Mozarts Don Giovanni. Der eigentliche Durchbruch gelang der aus Südafrika stammenden und in den USA ausgebildeten Sängerin jedoch in Frankfurt am Main, wo sie in einer Neuproduktion von Puccinis Il trittico als Giorgetta ihr Europadebüt gab. Einer Zeit sorgfältiger Stimmentwicklung im Ensemble der Frankfurter Oper – »Die hektische Art, wie heute Opernstars gemacht werden, halte ich für sehr gefährlich« – folgten Angebote von weltweit führenden Häusern. Heute ist Elza van den Heever eine der gefragtesten Sopranistinnen ihrer Generation mit einem breiten Repertoire, das von Händel über die großen Belcanto­, Verdi­ und Puccini­Partien bis hin zu Strauss und Britten reicht. Auch im Konzertrepertoire ist sie zu Hause: Verdis Messa da Requiem singt sie ebenso wie Wagners Wesendonck-Lieder, Brahms’ Deutsches Requiem, Bruckners Te Deum oder die Vier letzten Lieder von Richard Strauss.

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke

Ob als Herodes in Richard Strauss’ Salome, als Tanzmeister in dessen Ariadne auf Naxos, als Mime in Wagners Der Ring des Nibelungen oder als Hauptmann in Alban Bergs Wozzeck: Wolfgang Ablinger-Sperrhacke ist einer der großen Charaktertenöre, dem »mit überwältigender Präsenz und beispielhafter Textverständlichkeit packende Rollenporträts gelingen« (Neue Zürcher Zeitung). Bei den Berliner Philharmonikern konnte man seine Darstellungskunst 2022 in Luigi Dallapiccolas Oper Il prigioniero unter Leitung von Kirill Petrenko erleben. Letzterer stand ebenfalls am Pult, als Wolfgang Ablinger-Sperrhacke im Januar dieses Jahres in Arnold Schönbergs Jakobsleiter gastierte. Nach seinem Studium in Wien und Engagements in Linz, Basel und am Münchner Gärtnerplatztheater debütierte er 1997 an der Opéra national de Paris, die ihm zur künstlerischen Heimat wurde. Heute singt er an Häusern wie der Met in New York, dem Royal Opera House in London, dem Teatro alla Scala in Mailand, der Bayerischen Staatsoper sowie bei den Festspielen in Salzburg, Baden-Baden, Bregenz, Glyndebourne und Aix-en-Provence. Zahlreiche Aufnahmen von Werken wie Der Rosenkavalier (Richard Strauss), Hänsel und Gretel (Engelbert Humperdinck), L'incoronazione di Poppea (Claudio Monteverdi) und Falstaff (Giuseppe Verdi) dokumentieren die Bandbreite seines umfangreichen Repertoires.

Johan Reuter

Als Johan Reuter im Jahr 2000 bei der Aids-Gala an der Deutschen Oper Berlin einsprang, sagte er sich noch: »Genieße es, vielleicht ist das der Höhepunkt deiner Karriere«. Doch es sollte anders kommen. Heute zählt der dänische Bassbariton, dessen »Deklamation und Gefühlsdarstellung von tiefem Rollenverständnis« zeugen (Das Opernmagazin) zu den gefragtesten Sängern seines Fachs – mit regelmäßigen Gastspielen bei den Bayreuther Festspielen, an der Bayerischen Staatsoper und an der Wiener Staatsoper. Seine Gesangsausbildung erhielt er am Königlich Dänischen Konservatorium und an der Akademie des Königlichen Theaters in seiner Heimatstadt Kopenhagen, wo er nach Meisterkursen bei Ernst Haefliger, Anthony Rolfe Johnson und Richard Trimborn Ensemblemitglied wurde. 2006 debütierte der Sänger als Wozzeck am Royal Opera House in London, 2008 sang er am gleichen Ort den Theseus in der Uraufführung von Harrison Birthwistles The Minotaur. An der Deutschen Oper Berlin gastierte er unter anderem als Barak (Die Frau ohne Schatten), Hans Sachs (Die Meistersinger von Nürnberg) und in der Titelpartie von Nabucco. Auch auf dem Konzertpodium war Johan Reuter bereits mit einem breitem Repertoire – von Mahlers Achter Symphonie über Faurés Requiem, Berlioz’ Romeo et Juliette bis hin zu Schostakowitschs Michelangelo-Liedern – in Amsterdam, Wien, London und bei den Salzburger Festspielen zu erleben.

Rundfunkchor Berlin

Brillant, flexibel, transparent, wandlungsfähig, präzise – mit diesen Worten beschreiben Kritiker den Klang des Rundfunkchors Berlin. »Es gibt wohl keinen anderen Chor, der so viel Verschiedenes so gut macht und der sich mit so einem breiten Repertoire und so unterschiedlichen Formaten beschäftigen kann«, sagt Gijs Leenaars, seit der Saison 2015/16 Chefdirigent und künstlerischer Leiter. Sein herausragendes Können und seine Vielseitigkeit machen den 1925 gegründeten Rundfunkchor Berlin zum Partner bedeutender Orchester und Dirigenten. In »Mitsingkonzerten« werden zudem begeisterte Laien immer wieder zum gemeinsamen Musizieren eingeladen. Mit den Berliner Philharmonikern tritt der Rundfunkchor Berlin seit Beginn der 1990er-Jahre regelmäßig auf. Die bisherigen Projekte umfassen berühmte szenische Aufführungen der Matthäus- und der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars. Auch unter Chefdirigent Kirill Petrenko wird die Zusammenarbeit fortgesetzt, so in Beethovens Neunter Symphonie zu seinem Amtsantritt im August 2019 und später in konzertanten Aufführungen von Tschaikowskys Opern Mazeppa und Jolanthe und in Felix Mendelssohns Oratorium Elias.

Ricarda Merbeth

Ricarda Merbeth ist eine weltweit gefragte Wagner- und Strauss-Interpretin. Sie gastiert an den führenden Opernhäusern, u.a. Staatsoper Unter den Linden Berlin, Bayreuther Festspiele, Hamburgische Staatsoper, Bayerische Staatsoper, Wiener Staatsoper, Mailänder Scala, Deutsche Oper Berlin, Staatsoper Unter den Linden. Hier singt sie alle wichtigen Partien ihres Faches: u. a. Brünnhilde (Walküre, Siegfried und Götterdämmerung), Isolde (Tristan und Isolde), Färberin (Frau ohne Schatten), Elektra (Elektra), Helena (Ägyptische Helena), Salome (Salome), Turandot (Turandot) und Leonore (Fidelio).

Nina Stemme (Foto: Neda Navaee)

Saisonschwerpunkt

In dieser Spielzeit beschäftigen wir uns mit »Helden« und ob wir sie noch brauchen.

»Elektra«

Über die Klangsprache in Richard Strauss’ Oper