Kirill Petrenko dirigiert Strauss’ »Die Frau ohne Schatten«

Kirill Petrenko (Foto: Frederike van der Straeten)

Darf man sein eigenes Lebensglück auf dem Unglück anderer bauen? Das ist das zentrale Thema der Frau ohne Schatten, einer der rätselhaftesten und faszinierendsten Opern von Richard Strauss: Die Ehefrau des Kaisers, Tochter eines mächtigen Geisterfürsten, braucht einen Schatten, um ihren Mann vor der Versteinerung zu retten und um Kinder bekommen zu können. Um das zu erreichen, muss sie einer armen Färberin Schatten und Fruchtbarkeit abkaufen … Nach Aufführungen in Baden-­Baden dirigiert Kirill Petrenko Strauss’ klangprächtiges psychologisches Drama konzertant in der Philharmonie Berlin.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Clay Hilley Tenor (Der Kaiser)

Elza van den Heever Sopran (Die Kaiserin)

Michaela Schuster Mezzosopran (Die Amme)

Wolfgang Koch Bass (Barak, der Färber)

Miina-Liisa Värelä Sopran (Die Färberin)

Cantus Juvenum KarlsruheKinder- und Jugendchor

NFM Choir Wroclaw

Richard Strauss

Die Frau ohne Schatten, Oper in drei Akten op. 65

Termine und Karten

Biografien

Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Geboren im sibirischen Omsk, erhielt er seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt und später in Österreich. Seine Dirigentenkarriere begründete er an der Oper mit Chefpositionen am Meininger Theater und an der Komischen Oper Berlin. Von 2013 bis 2020 war Kirill Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Zudem gastierte er an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, von der Wiener Staatsoper über den Londoner Covent Garden und die Opéra national in Paris bis zur Metropolitan Opera in New York und den Bayreuther Festspielen. Auch die großen internationalen Symphonieorchester – in Wien, München, Dresden, Paris, Amsterdam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel – hat er dirigiert. In der Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern haben sich seit seinem Debüt 2006 vielfältige programmatische Schwerpunkte herausgebildet. Dazu gehört die Arbeit am klassisch-romantischen Kernrepertoire des Orchesters, beispielhaft zu erleben beim Amtsantritt mit Beethovens Neunter Symphonie. Ein weiteres Anliegen Kirill Petrenkos sind zu Unrecht vergessene Komponisten wie Josef Suk oder Erich Wolfgang Korngold. Ebenfalls im Fokus stehen russische Werke, wobei vor allem Aufführungen von Tschaikowskys Opern Mazeppa, Jolanthe und Pique Dame zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

Clay Hilley

»Mir haben oft Leute gesagt, ich sei viel zu jung, um Wagner zu interpretieren, manche haben gesagt, ich könne niemals Verdi und Puccini singen. Alles Quatsch. Wenn ich so etwas höre, setze ich alles daran, der Welt das Gegenteil zu beweisen.« Soweit Clay Hilley, der auch als Strauss-Tenor von Weltrang auf den internationalen Bühnen für Furore sorgt. Der Amerikaner, der seine Ausbildung an der Georgia State University, der Manhattan School of Music und am Opera Institute der Boston University absolvierte, sprang 2021 als Siegfried in Richard Wagners Ring des Nibelungen an der Deutschen Oper Berlin ein – als »Sängerdarsteller, wie man ihn lange nicht mehr erleben durfte: mit einwandfreier Diktion, unverfälscht in der Farbe, mit kraftvollen, aber auch zarten Tönen« (Neue Musikzeitung). In Deutschland wurde Clay Hilley anschließend als Entdeckung gefeiert, obwohl er bereits an den großen Opernbühnen von New York bis Salzburg zu erleben war. Seit besagtem Ring lebt der Heldentenor in Berlin: »Die Deutsche Oper ist jetzt meine Opernheimat. Sie sind hier so nett zu mir gewesen.« In dieser Saison wird er am Royal Opera House, Covent Garden, in London in Alban Bergs Wozzeck debütieren. Das Geheimnis seines Erfolgs? »Die Grundlage allen guten Gesangs liegt in einem italienischen Ansatz, selbst bei Wagner.«

Elza van den Heever

Elza van den Heever sorgte in der jüngeren Vergangenheit mit mehreren gefeierten Rollendebüts für Aufsehen: Als Julia in Spontinis La Vestale am Theater an der Wien, als Marie im Bergs Wozzeck an der Metropolitan Opera New York und als Kaiserin in von Yannick Nézet-Séguin geleiteten konzertanten Aufführungen von Strauss’ Die Frau ohne Schatten in Paris, Dortmund und Rotterdam, bei denen die Sängerin laut Opernmagazin als Kaiserin »gänzlich neue Maßstäbe« setzte: »Sie meisterte ihre Partie mit schallender, silbrig-perlender Sopranstimme und müheloser Artikulation geradezu bravourös. Solch eine vollumfänglich rollendeckende Darbietung hat es lange nicht gegeben!« 2007 gab Elza van den Heever als Donna Anna in Mozarts Don Giovanni ihren Einstand an der Oper von San Francisco. Der eigentliche Durchbruch gelang der aus Südafrika stammenden und in den USA ausgebildeten Sängerin allerdings in Frankfurt, wo sie in einer Neuproduktion von Puccinis Il trittico als Giorgetta ihr Europadebüt gab. Einer Zeit sorgfältiger Stimmentwicklung im Ensemble der Frankfurter Oper – »Die hektische Art, wie heute Opernstars gemacht werden, halte ich für sehr gefährlich« – folgten Angebote von weltweit führenden Häusern. Heute ist Elza van den Heever mit einem breiten Repertoire von Händel über die großen Belcanto-, Verdi- und Puccini-Partien bis hin zu Strauss und Britten eine der gefragtesten Sopranistinnen ihrer Generation.

Michaela Schuster

»Mein Weg war etwas umständlich«, sagt Michaela Schuster. Denn die Mezzosopranistin, die heute auf den großen Bühnen der Welt zu Haus ist, studierte zunächst Oboe und hatte bereits ihr erstes Orchesterengagement. Als sie den Entschluss fasste, am Salzburger Mozarteum auch noch ihre Stimme ausbilden zu lassen, stellten sie die Lehrer vor die Wahl: »Weil die Atmung dermaßen unterschiedlich ist, dass man unmöglich beides bewältigen kann.« Ihre Stimme, sagt Michaela Schuster, habe von Anfang an eine dramatische Veranlagung gehabt: »Meist beginnt man mit dem Lyrischen und wechselt dann langsam ins dramatische Fach. In meinem Fall hat sicherlich auch eine Rolle gespielt, dass ich später mit dem Singen angefangen habe als viele meiner Kolleginnen und Kollegen, und somit meine Stimme schon schwerer und reifer war. Bei meinem ersten professionellen Auftritt war ich bereits 30 Jahre alt.« 2017/18 gab sie als Klytämnestra (Elektra) ihren gefeierten Einstand an der Metropolitan Opera New York. Sie gastiert regelmäßig an den Staatsopern in Berlin und Wien, am Londoner Covent Garden und der Bayerischen Staatsoper München – mit einem Repertoire, zu dem Partien wie Ortrud (Lohengrin), Fricka (Rheingold und Walküre), Amme (Die Frau ohne Schatten), Knusperhexe und Mutter (Hänsel und Gretel), Herodias (Salome) und Marie (Wozzeck) gehören.

Wolfgang Koch

»Im Grunde habe ich angefangen zu studieren, um einmal den Sachs zu singen«, so Wolfgang Koch. Dieses Ziel hat sich mehr als erfüllt – und zwar nicht nur, weil er die Partie aus Richard Wagners Meistersingern von Nürnberg in Wien, London, Berlin und München gesungen hat. Generell gilt Wolfgang Koch als überragender Bariton für die Opern von Wagner und Richard Strauss – als einer, der die enormen stimmlichen Anforderungen dieser Partien wie kaum ein anderer bewältigt. Das gibt dem Sänger die Freiheit zur nuancenreichen Charakterzeichnung, etwa wenn er Klingsor in Parsifal »faszinierend vielstimmig, als einen Meister des Uneigentlichen« (Die Zeit) porträtiert. Wolfgang Koch ist dabei nicht nur im deutschen Repertoire zu Hause und gab beispielsweise sein Debüt an der New Yorker Met als Scarpia in Giacomo Puccinis Tosca. Sein Studium absolvierte er an der Münchner Musikhochschule sowie bei Josef Metternich, Gianni Raimondi und Leodino Ferri. Anschließend war er Ensemblemitglied am Stadttheater Bern, am Staatstheater Stuttgart und an der Wiener Volksoper. Bei den Berliner Philharmonikern gab Wolfgang Koch 1996 in Alban Bergs Wozzeck mit Claudio Abbado am Pult seinen Einstand. Zuletzt war er beim Orchester im September 2022 zu Gast, als er unter Leitung von Kirill Petrenko die Titelpartie in Luigi Dallapiccolas Kurzoper Il prigioniero sang.

Miina-Liisa Värelä

»Mit glühend-leuchtender Sopranstimme, gefüllt von Leidenschaft und Wärme« (Opernmagazin) begeisterte Miina-Liisa Värelä als Färberin Publikum und Presse in Richard Strauss’ Die Frau ohne Schatten 2022 an der Bayerischen Staatsoper. Weiter hieß es: »Värelä verkörperte eine Färberin, die schicksalsträchtig und missverstanden von ihrer Umgebung in einem tristen Leben voll unerfüllter Sehnsüchte verdorrt.« Mit unangestrengten Höhen und einer wunderbar ausgebauten Mittellage brillierte die junge Sängerin zudem in der weiblichen Hauptpartie in Richard Wagners Tristan und Isolde beim Glyndebourne Festival, wo ihre »leuchtende Stimme« eine der »Enthüllungen des Abends« war (The Stage). Zum Repertoire der vielfach preisgekrönten Sopranistin, die ihr Studium an der Sibelius-Akademie in Helsinki mit Auszeichnung abschloss, zählen außerdem Rollen wie Elsa und Senta in Wagners Lohengrin beziehungsweise in Der Fliegende Holländer, Leonora (Il trovatore von Giuseppe Verdi) sowie die Titelpartien in Leoš Janáčeks Jenůfa und Strauss’ Ariadne auf Naxos. Auch auf dem Konzertpodium feiert Miina-Liisa Värelä große Erfolge, sie arbeitete mit Dirigenten wie Valery Gergiev, Ingo Metzmacher und Alexander Vedernikov und Orchestern wie dem Finnischen Radion Sinfoniaorkesteri und dem Odense Symfoniorkester zusammen.
 

Handlung

Worum geht's in »Die Frau ohne Schatten«?