Emmanuelle Haïm dirigiert ein frühes Händel-Oratorium

Emmanuelle Haïm (Foto: Marianne Rosenstiehl)

Emmanuelle Haïm haben wir schon mehrfach bei den Berliner Philharmonikern als überragende Interpretin der Musik Georg Friedrich Händels erlebt. Dieses Mal dirigiert sie das Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno (»Der Triumph der Zeit und der Erkenntnis«), das der Komponist im Alter von nur 22 Jahren schrieb. Alles, was seine späteren Oratorien auszeichnet, findet sich auch hier: intensive Emotion, delikate Arien, opernhafte Ensemble­-Szenen. Die Geschichte erzählt von einem jungen, vergnügungssüchtigen Menschen, der schließlich erkennen muss, wie vergänglich alle äußerliche Schönheit ist – ein zeitlos aktueller Stoff.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Emmanuelle Haïm Dirigentin

Elsa Benoit Sopran (Bellezza)

Iestyn Davies Countertenor (Disinganno)

Anicio Zorzi Giustiniani Tenor (Tempo)

Julia Lezhneva Sopran (Piacere)(anstelle von Franco Fagioli)

Georg Friedrich Händel

Il Trionfo del Tempo e del Disinganno HWV 46a

Termine und Karten

Biografien

Emmanuelle Haïm

»Ich bin von Musik besessen – und relativ stur. Wenn ich etwas unbedingt will, muss ich es irgendwann auch haben.« Zielstrebig hat Emmanuelle Haïm ihren Kindheitswunsch, Dirigentin zu werden, verfolgt – obwohl sie zunächst Klavier, Orgel und Cembalo studierte. Als musikalische Assistentin von William Christie rückte schließlich die Ensembleleitung in den Fokus: »Ich habe einfach begriffen, dass es nun Zeit war, erwachsen zu werden und das zu tun, was ich schon als Kind tun wollte.« Was folgte, war ein Traumstart, indem die Französin bei Sir Simon Rattle assistierte, den sie bei den Salzburger Festspielen 1999 kennenlernte: »Er war ein so unglaublicher Dirigent, der so viel aus den Leuten dort herausgeholt hat – mit seiner enorm charismatischen Art. Seine Autorität hatte überhaupt nichts Brutales. Das gefiel mir sehr. Außerdem ist er auf eine erfrischend neue Weise an die Alte Musik herangegangen. […] Danach war mir klar: genauso muss ich es auch machen.« Ein Jahr später gründete Emmanuelle Haïm das Concert d’Astrée, das sich schnell als international führendes Barockensemble etablierte. Heute gilt sie – und nicht nur im Bereich des barocken Repertoires – als eine der gefragten Dirigentinnen unserer Zeit und gastiert bei Orchestern wie dem New York Philharmonic, dem London Symphony Orchestra, den Wiener und Berliner Philharmonikern und vielen anderen.

Elsa Benoit

Elsa Benoit erhielt früh Gesangs- und Klavierunterricht und sammelte ihre ersten Bühnenerfahrungen als Mitglied des Opernchors von Rennes und Angers-Nantes, während sie Musikwissenschaft studierte. Als Sopranistin ließ sie sich von 2011 bis 2013 an der Niederländischen Nationalen Opernakademie ausbilden. Nach zwei Jahren am Opernstudio der Bayerischen Staatsoper folgte ein Engagement am Stadttheater Klagenfurt. Anschließend wechselte Elsa Benoit ins Ensemble der Bayerischen Staatsoper nach München, wo sie in Partien wie Oscar (Un ballo in maschera), Frasquita (Carmen), Musetta (La Bohème), Zerlina (Don Giovanni) und Emilie (Les Indes galantes) zu erleben war. Heute tritt Elsa Benoit regelmäßig an renommierten Opernhäusern und Konzertsälen auf.

Julia Lezhneva

»Sie haben eine Opernsängerin zur Welt gebracht«, prophezeite der Arzt Julia Lezhnevas Mutter, weil ihre Neugeborene so laut schrie. Und wirklich, Julia Lezhneva studierte Gesang am Moskauer Konservatorium, an der Cardiff International Academy of Voice sowie an der Londoner Guildhall School of Music and Drama. Entscheidend für ihren Werdegang waren insbesondere die Mezzosopranistin Elena Obraztsova und Marc Minkowski, die sie mit der Barockmusik vertraut machten. Heute gilt die weltweit konzertierende Russin dank ihrer hellen, klaren und sehr beweglichen Stimme als ideale Interpretin für virtuose Gesangspartien des Barock und der Wiener Klassik. »Die Musik hat mich zu einem besseren Menschen gemacht«, meint Julia Lezhneva, die 2019 ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab. »Durch sie habe ich gelernt, die Natur und die Menschen mehr zu lieben.«

Iestyn Davies

Iestyn Davies studierte Archäologie und Anthropologie in Cambridge, bevor er sich an der Royal Academy of Music in London zum Sänger ausbilden ließ. 2015 begeisterte er das Londoner Publikum in der Rolle von Farinelli in Claire van Kampens Theaterstück Farinelli and the King am Globe Theatre. Gastengagements führten den Countertenor an renommierte Opernhäuser wie das Royal Opera House und die English National Opera in London, die Metropolitan Opera New York, die Houston Grand Opera, das Teatro alla Scala in Mailand und das Teatro Real in Madrid. Zu Davies’ Repertoire, das vom Barock bis in die Gegenwart reicht, zählen Partien wie Unulfo (Rodelinda), Eustazio (Rinaldo), Apollo (Death in Venice) und Oberon (A Midsummer Nightʼs Dream). Der Sänger trat ebenso bei renommierten Festivals wie in der Carnegie Hall und im Lincoln Center in New York oder in die Londoner Wigmore Hall auf.

Anicio Zorzi Giustiniani

Anicio Zorzi Giustiniani studierte zunächst Violine, bevor er am Conservatorio Luigi Cherubini in seiner Heimatstadt Florenz ins Gesangsfach wechselte. 2001 gab der italienische Tenor als Solist in Charpentiers Te Deum sein Debüt im florentinischen Teatro della Pergola. Er ist Preisträger diverser Wettbewerbe, etwa des 39. Internationalen Gesangswettbewerbs Toti Dal Monte in Treviso, wo er als Enrico in Haydns Oper La vera costanza zu erleben war. Heute übernimmt Giustiniani an international führenden Bühnen die große Partien seines Fachs, etwa Ferrando (Così fan tutte) und Don Ottavio (Don Giovanni) am Teatro La Fenice, Ozia (La Betulia liberata) bei den Salzburger Festspielen und beim Ravenna Festival, Il Conte und Torribio (I due Figaro) am Teatro Real in Madrid, beim Ravenna Festival und am Teatro Colón sowie Camille de Rosillon (Die lustige Witwe) am Teatro Filarmonico in Verona.

Ausstellung im Green Room

In Kooperation mit der Deutschen Bank bieten wir vor Konzertbesuchen eine Führung durch die Ausstellung von Künstler William Kentridge an.

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