Biennale der Berliner Philharmoniker

Werke der Moderne mit Matthias Pintscher

Matthias Pintscher (Foto: Franck Ferville)

György Ligeti ließ sich vom bildkräftigen Text der katholischen Totenmesse zu einem der großen Chorwerke des 20. Jahrhunderts anregen. Sein apokalyptisches Requiem vermitteln eine dichte, spannungsgeladene Klangsprache – hier zu erleben im Rahmen der Biennale der Berliner Philharmoniker mit Matthias Pintscher als Dirigent, der für Sir Simon Rattle einspringt. Eine subtile Querverbindung gibt es zu den weiteren Werken des Abends. Denn sowohl Bernd Alois Zimmermanns bissighumorvolle Musique pour les soupers du Roi Ubu als auch Bohuslav Martinůs neoromantisches Bratschenkonzert (Solist: Amihai Grosz) nehmen versteckt auf Requiem-Vertonungen anderer Komponisten Bezug.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Matthias Pintscher Dirigent (anstelle von Sir Simon Rattle)

Amihai Grosz Viola

Makeda Monnet Sopran

Virpi Räisänen Mezzosopran (anstelle von Donatienne Michel-Donsac)

Rundfunkchor Berlin

Bernd Alois Zimmermann

Musique pour les soupers du Roi Ubu

Bohuslav Martinů

Rhapsody-Concerto für Viola und Orchester

Amihai Grosz Viola

György Ligeti

Requiem

Makeda Monnet Sopran, Virpi Räisänen Mezzosopran (anstelle von Donatienne Michel-Donsac), Rundfunkchor Berlin Chor

 

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Termine und Karten

Biografien

Matthias Pintscher

Ihn interessiere – so Matthias Pintscher einmal – das Phänomen der Klangfarbe, das Formen eines Klangs. Dieses Interesse prädestiniert ihn gleich für zwei Berufe: den des Komponisten und den des Dirigenten. 1971 im westfälischen Marl geboren, entdeckte er seine Leidenschaft für den orchestralen Klang als Geiger eines Jugendorchesters. Er studierte Komposition bei Giselher Klebe und bei Manfred Trojahn. Prägend wurden Begegnungen mit Hans Werner Henze, Peter Eötvös und Pierre Boulez, die ihn nicht nur als Komponisten, sondern auch als Dirigenten inspirierten. Schon sehr früh wurde die internationale Musikwelt auf die Arbeiten von Matthias Pintscher aufmerksam, darunter auch Claudio Abbado, seinerzeit Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. »Ihre Musik ist sehr schwer«, meinte dieser zu dem damals 25-Jährigen. »Sie müssen etwas für uns schreiben.« Daraufhin entstanden 1999 die Hérodiade-Fragmente für das Orchester, das Violinkonzert en sourdine folgte 2002, darüber hinaus entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Scharoun Ensemble Berlin, das 2009 sein celestial object I uraufführte. 2015 gab Matthias Pintscher, heute einer der führenden Komponisten seiner Generation und seit 2013 Musikdirektor des Ensemble intercontemporain, als Dirigent sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Ob er eigene oder fremde Werke aufführt, mache für ihn keinen Unterschied: »Als Dirigent fühle ich mich stets als authentischer Anwalt der Partitur.«

Amihai Grosz

Amihai Grosz spielt eins der seltenen Bratschen aus der berühmten Schule von Gasparo de Salò, die sich vom helleren Klangideal Vivaldis und Guaneris unterscheidet: »Der Klang«, so der langjährige Erste Solobratschist der Berliner Philharmoniker, »ist bodenständiger, holziger und natürlich herrlich obertonreich. Aber die Klangfarbe ist etwas dunkler. Bei tieferen Instrumenten wie Cello, Bratsche und vermutlich auch Kontrabass klingt das viel schöner.« Grosz, der mit elf Jahren von der Geige zur Viola wechselte, studierte bei David Chen an der Jerusalem Academy of Music, bei Tabea Zimmermann an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin und bei Haim Taub am Keshet Eilon Music Center. Frühzeitig erhielt er verschiedene Stipendien und Preise, war Mitglied der Young Musicians Group des Jerusalem Music Center und spielte viele Jahre im berühmten Jerusalem Quartet. 2010 wurde Grosz dann Mitglied der Berliner Philharmoniker, was einem Sprung ins kalte Wasser gleichkam: »Ich kannte das nicht, ich war zuvor in keinem anderen Orchester gewesen. Und jetzt diese herrliche Musik zum Leben zu erwecken, mit diesem starken Gemeinschaftsgefühl – das ist magisch. Ich bin stolz darauf, zu diesem Orchester zu gehören. Denn es ist wie eine unglaubliche Naturgewalt.« Zudem ist Amihai Grosz ein gefragter Solist nicht nur der Berliner Philharmoniker und hat mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Tugan Sokhiev, Klaus Mäkelä, Daniel Barenboim oder Sir Simon Rattle zusammengearbeitet.

Makeda Monnet

Makeda Monnet absolvierte am Conservatoire à rayonnement régional de Paris ein Harfenstudium, bevor sie sich am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris zur Sängerin ausbilden ließ. Die junge Sopranistin mit französisch-schweizerisch-kamerunischen Wurzeln ist im Bereich des traditionellen Musiktheaters ebenso zu erleben wie in unkonventionellen Performance-Projekten, etwa denen von Marcus Borja am Théâtre national de la Colline. Außerdem arbeitet die Sängerin mit dem Pariser Künstlerkollektiv (LA)HORDE zusammen, das in choreografischen Arbeiten, Filmen, Videoinstallationen und Performances verschiedene Kunstdisziplinen wie zeitgenössische Live-Art und darstellende Künste miteinander verbindet und dabei aktuelle Themen und Fragestellungen aufgreift. Makeda Monnet war unter der Leitung von Sigiswald Kuijken als Apollonia in Joseph Haydns Opernintermezzo La Canterina zu erleben sowie als Agathe in André Messagers Oper Véronique im Théâtre de Bayonne, die im Rahmen von Bertrand Chamayous Festival Académie Ravel stattfand. Zudem übernahm sie die Sopranpartie in Ligetis Requiem bei von Matthias Pintscher dirigierten Aufführungen in der Pariser Philharmonie und arbeitete anlässlich des Festivals »Hors Pistes« im Centre Pompidou mit DJ Crystalmess im Rahmen einer Performance zusammen, die von Julien Creuzet konzipiert wurde. Darüber hinaus engagiert sich die Sängerin in den sozialen Projekten des Paris Mozart Orchestra.

Donatienne Michel-Dansac

Donatienne Michel-Dansac, die bereits im Alter von 21 Jahren mit dem Ensemble intercontemporain unter Leitung von Pierre Boulez Luciano Berios Laborintus II aufführte, hat eine ausgeprägte Leidenschaft für die Musik der Gegenwart: »Als Interpretin bewerte ich, wie gut die Musik zu mir und meiner Stimme passt. Ich entscheide mich nur für Partien, wenn sie meiner Stimme im Allgemeinen entsprechen, nicht nur meinem Stimmumfang.« Die in Nantes geborene Französin, die schon früh Violin- und Klavierunterricht erhielt und mit sieben Jahren Mitglied des Kinderchors Maîtrise de l’Opéra de Nantes wurde, schloss ihr Gesangsstudium am Conservatoire National Supérieur Musique et Danse de Lyon mit dem Prix de Chant ab. »Im Französischen«, sagt sie, »hat das Wort ›Interpretation‹ mehrere Bedeutungen. Zum einen steht es für die musikalische Interpretation und zum anderen für sprachliche Deutung. Als Sängerin möchte ich meine persönliche Version von Noten ausdrücken. Es gibt immer eine Originalfassung, doch die Interpretation entscheidet letzten Endes darüber, wie es klingt.« Ihr ausgeprägtes Interesse dafür brachte Donatienne Michel-Dansac auch mit Vertretern der zeitgenössischen bildenden Kunst zusammen, mit denen sie unkonventionelle Musikformen, Filme, Aufnahmen, Lesungen sowie in Museen stattfindende Performances erarbeitet. Neben ihrer Tätigkeit als Sängerin unterrichtet die Mezzosopranistin am Internationalen Musikinstitut Darmstadt sowie an der University of California in Berkeley.

Rundfunkchors Berlin

Brillant, flexibel, transparent, wandlungsfähig, präzise – mit diesen Worten beschreiben Kritiker den Klang des Rundfunkchors Berlin. »Es gibt wohl keinen anderen Chor, der so viel Verschiedenes so gut macht und der sich mit so einem breiten Repertoire und so unterschiedlichen Formaten beschäftigen kann«, sagt Gijs Leenaars, seit der Saison 2015/16 Chefdirigent und künstlerischer Leiter. Sein herausragendes Können und seine Vielseitigkeit machen den 1925 gegründeten Rundfunkchor Berlin zum Partner bedeutender Orchester und Dirigenten. In »Mitsingkonzerten« werden zudem begeisterte Laien immer wieder zum gemeinsamen Musizieren eingeladen. Mit den Berliner Philharmonikern tritt der Rundfunkchor Berlin seit Beginn der 1990er-Jahre regelmäßig auf. Die bisherigen Projekte umfassen berühmte szenische Aufführungen der Matthäus- und der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars. Auch unter Chefdirigent Kirill Petrenko wird die Zusammenarbeit fortgesetzt, so in Beethovens Neunter Symphonie zum Amtsantritt im August 2019 und später in konzertanten Aufführungen von Tschaikowskys Opern Mazeppa und Jolanthe. Zuletzt wirkte der Chor unter Kirill Petrenkos Leitung an Luigi Dallapiccolas Kurzoper Der Gefangene mit.

Schwerpunkt: Ligeti

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