Kirill Petrenko dirigiert Mendelssohns »Elias«

Kirill Petrenko (Foto: Monika Rittershaus)

»Stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster« – so stellte sich Felix Mendelssohn Bartholdy den biblischen Propheten Elias vor, Protagonist seines gleichnamigen Oratoriums. Voller Dramatik schildert der Komponist hier einen Mann, der darum kämpft, das Volk zum wahren Glauben zu bekehren – vergeblich, wie er am Ende erkennen muss. Ergreifende Arien und Gesangsszenen sowie machtvolle Chorauftritte machen Mendelssohns Oratorium zu einem der großen geistlichen Werke der Romantik. Unter der Leitung von Kirill Petrenko ist der profilierte Bariton Christian Gerhaher als Elias zu erleben.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Elsa Dreisig Sopran

Wiebke Lehmkuhl Alt

Daniel Behle Tenor

Christian Gerhaher Bass

Rundfunkchor Berlin

Felix Mendelssohn Bartholdy

Elias, Oratorium op. 70

Termine und Karten

Biografien

Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Geboren im sibirischen Omsk, erhielt er seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt und später in Österreich. Seine Dirigentenkarriere begründete er an der Oper mit Chefpositionen am Meininger Theater und an der Komischen Oper Berlin. Von 2013 bis 2020 war Kirill Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Zudem gastierte er an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, von der Wiener Staatsoper über den Londoner Covent Garden und die Opéra national in Paris bis zur Metropolitan Opera in New York und den Bayreuther Festspielen. Auch die großen internationalen Symphonieorchester – in Wien, München, Dresden, Paris, Amsterdam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel – hat er dirigiert. In der Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern haben sich seit seinem Debüt 2006 vielfältige programmatische Schwerpunkte herausgebildet. Dazu gehört die Arbeit am klassisch-romantischen Kernrepertoire des Orchesters, beispielhaft zu erleben beim Amtsantritt mit Beethovens Neunter Symphonie. Ein weiteres Anliegen Kirill Petrenkos sind zu Unrecht vergessene Komponisten wie Josef Suk oder Erich Wolfgang Korngold. Ebenfalls im Fokus stehen russische Werke, wobei vor allem Aufführungen von Tschaikowskys Opern Mazeppa, Jolanthe und Pique Dame zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

Elsa Dreisig

Die Sopranistin Elsa Dreisig debütierte 2017 unter Leitung von Sir Simon Rattle bei den Berliner Philharmonikern. In Aufführungen von Haydns Schöpfung in Berlin, Salzburg, Luzern und Paris wurde sie für ihre strahlende Höhe und ihre charismatische Ausstrahlung gefeiert. Seit der Saison 2017/18 ist die französisch-dänische Sängerin Ensemblemitglied der Berliner Staatsoper Unter den Linden, an der sie unter anderem als Pamina (Die Zauberflöte), Violetta (La traviata), Natascha in der Uraufführung von Beat Furrers Violetter Schnee sowie als Gretchen in Schumanns Szenen aus Goethes Faust zu erleben war. Zudem gastiert Elsa Dreisig an führenden Häusern in ganz Europa – als Massenets Manon am Opernhaus Zürich, als Micaëla in Carmen beim Festival d’Aix-en-Provence sowie als Fiordiligi in Così fan tutte bei den Salzburger Festspielen. Elsa Dreisig studierte am Conservatoire national supérieur de musique et de danse in Paris und erhielt 2016 den ersten Preis beim renommierten Operalia-Gesangswettbewerb. Sie wurde bei den Victoires de la Musique Classique als »sängerische Entdeckung« ausgezeichnet und in einer Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur Nachwuchskünstlerin des Jahres gewählt. Als Konzertsängerin war sie in jüngerer Vergangenheit auf einer Europa-Tournee mit dem London Symphony Orchestra sowie mit der Staatskapelle Berlin, den Wiener und den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre Français des Jeunes und dem West-Eastern Divan Orchestra zu hören.

Wiebke Lehmkuhl

Wiebke Lehmkuhl beeindruckt durch ihren volltönenden Alt ebenso wie durch ihr breites Repertoire als eine »der ganz wenigen Sängerinnen, die Wagner und Bach auf stilgenauem Weltniveau interpretieren« (Die Welt). Die aus Oldenburg stammende Musikerin absolvierte zuerst ein Flötenstudium, ehe sie sich von Ulla Groenewold sowie in der Klasse von Hanna Schwarz an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg zur Sängerin ausbilden ließ. Heute ist sie regelmäßiger Gast in der Zürcher Tonhalle, im Leipziger Gewandhaus und beim Orchestre de Paris. Bei den Berliner Philharmonikern debütierte sie 2013 an der Seite von Christian Gerhaher in Schumanns Szenen aus Goethes Faust und wurde vom Orchester seither wiederholt eingeladen. Unter Leitung von Kirill Petrenko wird sie im Mai 2023 beim Europakonzert in Barcelona auftreten. Die junge Altistin arbeitet mit Dirigenten wie Marc Minkowski, Franz-Welser Möst, Riccardo Chailly, Kent Nagano, Christian Thielemann und Daniel Harding zusammen und hatte auch die Gelegenheit, unter Nikolaus Harnoncourt und Frans Brüggen aufzutreten. Als Opernsängerin ist Wiebke Lehmkuhl regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen erleben, wo sie unter anderem als Erda (Das Rheingold) für Begeisterung sorgte. Diese Partie sang die Künstlerin auch an der Bayerischen Staatsoper in München, am Grand Théâtre de Genève, an der Pariser Opéra de Bastille, am Royal Opera House in London und im Baden-Badener Festspielhaus.

Daniel Behle

Daniel Behle ist ein Tenor, der sich »mit seiner cremigen, sensualistischen und rhetorisch prägnanten Stimme« in der Musik »wie auf Samtpfoten« bewegt, »selbst dort, wo er dramatische Ausbrüche wagt« (Stereo). Er ist in Konzert, Lied und Oper gleichermaßen erfolgreich – mit einem Repertoire, das von Werken des Barockzeitalters bis zur Musik der Gegenwart reicht. Daniel Behle konzertiert regelmäßig mit den renommiertesten Orchestern und arbeitet mit Dirigenten wie Marek Janowski, Yannick Nézet-Séguin und Franz Welser-Möst zusammen. Bei den Berliner Philharmonikern debütierte er 2017 in Beethovens Missa Solemnis unter Leitung von Christian Thielemann. Daniel Behle trat bei den Bayreuther Festspielen in den Meistersingern von Nürnberg und Tannhäuser auf und gab 2019 an der Oper Dortmund ein gefeiertes Rollendebüt als Lohengrin, bei dem er durch seine »perfekt geführte Stimme überzeugte« und »mit einer exzellenten Textartikulation auffiel« (Opernglas). Weitere Bühnenengagements führten ihn an die Nederlandse Opera (als Königssohn in Die Königskinder), an das Opernhaus Zürich (als Belmonte in Die Entführung aus dem Serail) sowie an die Semperoper Dresden (als Loge in Das Rheingold bzw. als David in Die Meistersinger von Nürnberg). 2020 wurde er mit dem Opus Klassik als »Sänger des Jahres« ausgezeichnet. Auch als Komponist macht Daniel Behle von sich reden, zuletzt mit seiner ersten Operette Hopfen und Malz.

Christian Gerhaher

»Ich kann nicht Schubert hören, nebenbei E-Mails schreiben und denken, ich könne die Schönheit dieser Musik verstehen. Dafür brauchte ich Zeit, Ruhe und Konzentration.« Für Christian Gerhaher hat Musik etwas Existenzielles: »Musik von Bach, Beethoven, Schubert«, sagt er, »ist keine Vergnügung, genauso wenig wie Musik von Velvet Underground oder The Cure. Es geht um Tod, Verlust und Einsamkeit, um das Fehlen des ideal Vollkommenen, um problematische Seelenzustände und Defizite. Musik schafft oft erst die Erschütterung, die einen dazu bringt, sich nach Trost zu sehnen – und den kann sie dann wunderbarerweise auch noch selbst spenden.« Kein anderer Bariton, hier ist sich die internationale Kritik einig, kann existenzielle Tiefgründigkeit und stimmliche Schönheit besser miteinander verbinden als der im niederbayerischen Straubing geborene Sänger, mit einer betörenden Mischung aus satten Tiefen und entrückten Kopftönen. All das macht Christian Gerhaher zu einem der der gefragtesten Sänger seines Fachs. Mit den Berliner Philharmonikern verbindet ihn seit fast 20 Jahren eine enge künstlerische Partnerschaft, darunter in der Saison 2013/14 als Artist in Residence. Zu den gemeinsamen Projekten gehörten über die Jahre Aufführungen von Schumanns Das Paradies und die Peri, Bachs Passionen nach Matthäus und Johannes sowie Debussys Pelléas et Mélisande. Zuletzt war Christian Gerhaher als Solist in Alexander Zemlinskys Lyrischer Symphonie unter Leitung von Kirill Petrenko zu Gast.

Rundfunkchor Berlin

Brillant, flexibel, transparent, wandlungsfähig, präzise – mit diesen Worten beschreiben Kritiker den Klang des Rundfunkchors Berlin. »Es gibt wohl keinen anderen Chor, der so viel Verschiedenes so gut macht und der sich mit so einem breiten Repertoire und so unterschiedlichen Formaten beschäftigen kann«, sagt Gijs Leenaars, seit der Saison 2015/16 Chefdirigent und künstlerischer Leiter. Sein herausragendes Können und seine Vielseitigkeit machen den 1925 gegründeten Rundfunkchor Berlin zum Partner bedeutender Orchester und Dirigenten. In »Mitsingkonzerten« werden zudem begeisterte Laien immer wieder zum gemeinsamen Musizieren eingeladen. Mit den Berliner Philharmonikern tritt der Rundfunkchor Berlin seit Beginn der 1990er-Jahre regelmäßig auf. Die bisherigen Projekte umfassen berühmte szenische Aufführungen der Matthäus- und der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars. Auch unter Chefdirigent Kirill Petrenko wird die Zusammenarbeit fortgesetzt, so in Beethovens Neunter Symphonie zum Amtsantritt im August 2019 und später in konzertanten Aufführungen von Tschaikowskys Opern Mazeppa und Jolanthe. Zuletzt wirkte der Chor unter Kirill Petrenkos Leitung an Luigi Dallapiccolas Kurzoper Der Gefangene mit.

Christian Gerhaher (Foto: Sony Classical / Gregor Hohenberg)

Wer war Elias?

Über Protagonist und Handlung von Mendelssohns Oratorium