Originalklang: Philippe Jaroussky, Christina Pluhar und L’Arpeggiata

Philippe Jaroussky (Foto: Michal Nowak)

Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Seit 20 Jahren treten der Countertenor Philippe Jaroussky, die Lautenistin Christina Pluhar und ihr Ensemble L’Arpeggiata erfolgreich gemeinsam auf. Was Philippe Jaroussky an der Zusammenarbeit so schätzt? »Den Humor. Bei vielen Konzerten mit Christina Pluhar habe ich gelernt, dass ein Klassik-Konzert zwar seriös sein muss, aber dass du manchmal eben auch etwas anderes anbieten kannst, beispielsweise eine Art Jazz-Version.« Bei ihrem Jubiläumskonzert führen sie uns durch die europäische Vokalmusik des 17. Jahrhunderts.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Ensemble L’Arpeggiata

Christina Pluhar Theorbe und Leitung

Philippe Jaroussky Countertenor

Let's celebrate - 20 years of collaboration

Werke von Claudio Monteverdi, Henry Purcell, Étienne Moulinié, Luigi Rossi u. a.

Termine und Karten

Biografien

Ensemble L’Arpeggiata

Barocke Jamsessions? »Wir wissen, dass Musiker im 17. Jahrhundert fantastisch im Improvisieren waren«, sagt Christina Pluhar, künstlerische Leiterin von L’Arpeggiata. »Zu dieser Zeit gab es keinen professionellen Musiker, der das nicht konnte.« Mit dem erklärten Ziel, die Frische improvisierter Musik des 17. Jahrhunderts wiederzubeleben – fesselnd, schillernd und überraschend –, gründete die Grazer Lautenistin und Harfenistin im Jahr 2000 das Originalklang-Ensemble L’Arpeggiata, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die vielfältige Musik des wenig bekannten römischen, neapolitanischen und spanischen Frühbarock-Repertoires zu erkunden. Das nach einer Toccata von Johannes Hieronymus Kapsberger benannte Ensemble hat mit genreübergreifenden Projekten wie Händel goes wild, Teatro damore oder Via crucis einen Nerv der Zeit getroffen: »Wir lieben es sehr, Musiker aus anderen Sparten, Tänzer, Jazzmusiker, wen auch immer, einzuladen und mit ihnen zu improvisieren, von ihnen zu lernen. Man hat besonders im 17. Jahrhundert sehr viel Improvisationsfreiheit und Gestaltungsmöglichkeiten, weil vom Komponisten wenig vorgegeben ist bei Besetzung, Klangfarben, Interpretation«, so Pluhar. Der Erfolg gibt L’Arpeggiata recht: Das Ensemble tourt weltweit durch die bekanntesten Konzertsäle und Festivals und arbeitet mit den profiliertesten Sängerinnen und Sängern zusammen.

Christina Pluhar

Alte Musik? »Vielleicht«, sagt Christina Pluhar, »ist der Begriff überholt, er klingt viel zu verstaubt. Inzwischen hat sich die Alte Musik zu einer eigenen musikalischen Sprache entwickelt. Es geht nicht mehr nur um die Aufführungspraxis, sondern darum, dass man mit dem alten Material wirklich gute Musik macht.« Um genau dies zu tun, gründete die österreichischen Lautenistin und Harfenistin L’Arpeggiata, eines der erfolgreichsten Ensembles der Alten Musik: »Unser Spezialgebiet ist die italienische Musik des 17. Jahrhunderts. Wir bedienen uns der Ergebnisse unserer Forschungsarbeit, fühlen uns aber auch frei, dieses Gebiet manchmal zu verlassen.« Christina Pluhar studierte zunächst Konzertgitarre, bevor sie ihre Liebe zur Renaissance- und Barockmusik entdeckte und zur Laute wechselte. Das barocke Instrument erlernte sie unter anderem bei Hopkinson Smith an der Schola Cantorum Basiliensis, der bekannten Hochschule für Alte Musik. Parallel hierzu widmete sie sich aber auch der Barockharfe, unterrichtet von Größen wie Mara Grassi und Andrew Lawrence-King. Seit 1999 ist Christina Pluhar neben ihrer Tätigkeit als Interpretin und Ensembleleiterin selbst Professorin für Barockharfe am Königlichen Konservatorium in Den Haag und gibt regelmäßig Meisterkurse an der Universität in Graz. Als Solistin arbeitet sie regelmäßig mit Dirigenten wie Marc Minkowski, Jordi Savall, René Jacobs und Ivor Bolton.

Philippe Jaroussky

Philippe Jaroussky, »der Strahlengott unter den Countertenören« (Süddeutsche Zeitung), ist der heute wohl populärste Vertreter seines Fachs – der »beste der Gegenwart«, so der Spiegel. Der Weg zum Sänger war ihm allerdings nicht vorbestimmt: »Meine Eltern sind keine Musiker, und ich habe erst mit elf Jahren angefangen, Geige zu spielen. Für eine Karriere war es da natürlich viel zu spät. Aber ich wusste schon als Teenager, dass ich später etwas mit Musik in meinem Leben machen wollte.« Jaroussky, der 2010 sein Debüt in der Philharmonie Berlin gab, studierte zunächst Violine, Klavier und Komposition in Versailles und Boulogne, bevor er mit sinnlich timbrierter Stimme ins Sängerfach wechselte und außerdem Kurse in historischer Aufführungspraxis belegte. Heute tritt der Countertenor, der 2002 sein Originalklangensemble Artaserse ins Leben rief, mit den profiliertesten Barockensembles auf und arbeitet weltweit mit Dirigentinnen und Dirigenten wie Andrea Marcon, Fabio Biondi, William Christie, Emmanuelle Haïm, René Jacobs, Marc Minkowski, Jérémie Rhorer und Jean-Christophe Spinosi. Philippe Jaroussky wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. 2017 rief er die »Akademie Philippe Jaroussky« ins Leben, die junge und kulturell benachteiligte Menschen unterstützt.

Christina Pluhar (Foto: Michal Nowak)