François­-Xavier Roth und Isabelle Faust

François-Xavier Roth (Foto: Marco Borggreve)

Claude Debussy und Paul Dukas bewunderten in ihrer Jugend die Musik Richard Wagners, was in ihren Frühwerken zu faszinierenden Verschmelzungen von französischem Aroma und Wagner-­Anklängen führte. Das zeigt François­-Xavier Roth, Generalmusikdirektor der Stadt Köln, in diesem Konzert mit Debussys mystischer Kantate La Damoiselle élue und Dukas’ Ouvertüre Polyeucte. Zudem hören wir mit dem bildkräftigen Zauberlehrling Dukas’ populärste Tondichtung. Solistin des Abends ist Isabelle Faust, die Béla Bartóks spätes Violinkonzert Nr. 2 interpretiert: ein melodienreiches Werk, in dem die Geige mal zart, mal intensiv eine Geschichte zu erzählen scheint.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

François-Xavier Roth Dirigent

Isabelle Faust Violine

Anna Prohaska Sopran (anstelle von Julie Fuchs)

Adèle Charvet Mezzosopran

Damen des Rundfunkchors Berlin

Paul Dukas

Polyeucte: Ouvertüre

Béla Bartók

Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 Sz 112

Isabelle Faust Violine

Claude Debussy

La Damoiselle élue

Anna Prohaska Sopran (anstelle von Julie Fuchs), Adèle Charvet Mezzosopran, Damen des Rundfunkchors Berlin Chor

Paul Dukas

L'Apprenti sorcier (Der Zauberlehrling)

Termine und Karten

Biografien

François-Xavier Roth

François-Xavier Roth ist ein musikalischer Visionär – ein ungemein vielseitiger Dirigent, der sich, so paradox es klingen mag, aufs Universelle spezialisiert hat. Sein Repertoire reicht von frühem Barock bis in die jüngste Gegenwart und umfasst das symphonische Kernrepertoire ebenso wie spannende Entdeckungen. Roth absolvierte zunächst am Pariser Konservatorium eine Ausbildung als Flötist und spielte im Orchestre de Paris, bevor er ins Dirigierfach wechselte. Seit 2015 ist er Chefdirigent des Gürzenich-Orchesters und Generalmusikdirektor der Stadt Köln, wo er mit außergewöhnlich innovativer Programmgestaltung für Aufsehen sorgt. Das von ihm gegründete Originalklang-Ensemble Les Siècles hat der charismatische Maestro innerhalb kürzester Zeit zu internationalem Erfolg geführt – auch, weil er bei seinen zwischen delikater Raffinesse und stürmischer Wucht changierenden Erkundungen der Musik auf historische Informiertheit setzt. Je nach Werk, und oftmals während eines Konzerts, passen die Mitglieder von Les Siècles ihr Instrumentarium dem jeweiligen Repertoire an. Letzteres erhöht den Arbeitsaufwand, aber auch die Freude am Ergebnis, da Altbekanntes mit geschärften Farben in neuem Licht erscheinen kann. Roth ist Principal Guest Conductor des London Symphony Orchestra sowie Artiste associé der Philharmonie de Paris und wurde 2019 künstlerische Leiter des Atelier Lyrique in Tourcoing, wo Les Siècles beheimatet ist.

Isabelle Faust

Auf die Frage, ob sie lieber alte oder neue Musik spielt, antwortet Isabelle Faust mit entwaffnendem Lächeln: »Beides!« Dabei nähert sich die Weltklasse-Geigerin jedem Werk mit tiefem Verständnis für dessen musikgeschichtlichen Kontext an und setzt mit ihren Interpretationen immer wieder Maßstäbe: historisch bestens informiert und mit angemessenem Instrumentarium – auch bei Werken wie Béla Bartóks Zweitem Violinkonzert, in dem »unterschiedlichste Stile und verschiedene Epochen kombiniert und in Einklang gebracht werden« (Faust). Und egal, ob Barock oder klassische Moderne: Isabelle Fausts Geigenklang »elektrisiert, aber er ist auch von einer entwaffnenden Wärme und Süße, die verborgene Lyrismen der Musik hörbar werden lässt« (The New York Times). Die aus der Nähe von Stuttgart stammende Künstlerin gastiert regelmäßig bei den bedeutendsten Orchestern der Welt – bei den Berliner Philharmonikern gab sie im Januar 2009 als Solistin in Schumanns Violinkonzert ihr Debüt. Dabei ist Isabelle Faust, die sich auch um die Aufführung zeitgenössischer Musik verdient gemacht hat, gleichermaßen eine begnadete Kammermusikerin – nicht zufällig hatte sie mit Christoph Poppen, dem langjährigen Primarius des Cherubini-Quartetts, einen Lehrer, der die Kammermusik ebenfalls als zentralen Bestandteil der eigenen künstlerischen Arbeit verstand. Eine kongeniale Partnerschaft in diesem Bereich verbindet sie beispielsweise mit dem Pianisten Alexander Melnikov.

Julie Fuchs

Julie Fuchs ist eine Sängerin, die weiß, wie man das Publikum »um den Finger wickelt« (Neue Zürcher Zeitung). Denn die lyrische Koloratursopranistin »mit sinnlichem Timbre« (Diapason) hat nicht nur eine Stimme, die mit federleichter Beweglichkeit und lyrischer Wärme unter die Haut geht. Sie verfügt auch über eine überwältigende Bühnenpräsenz, egal ob auf der Opernbühne oder im Konzertsaal: »In jeder Figur finde ich etwas, woran ich persönlich anknüpfen kann.« Die französische Sängerin, die in weltweit führenden Opernhäusern wie der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper München und der Opéra national de Paris ebenso auftritt wie auf den internationalen Konzertpodien, studierte Violine und Schauspiel in Avignon und schloss ihr Gesangsstudium am Conservatoire national supérieur de musique et de danse de Paris mit Auszeichnung ab. Sie war zweite Preisträgerin des Operalia-Wettbewerbs und gewann bereits dreimal Preise bei den renommierten Victoires de la Musique classique, zuletzt 2021 als »Artiste lyrique de l’année«. Von 2013 bis 2015 gehörte sie zum Ensemble des Opernhauses Zürich, an das sie regelmäßig zurückkehrt und wo sie bis heute in Partien wie Poppea (L’incoronazione di Poppea), Juliette Capulet (Roméo et Juliette) und Norina (Don Pasquale) zu erleben ist. Als Konzertsängerin trat sie unter anderem bei den Salzburger Festspielen, den BBC Proms, den Chorégies d’Orange und in der Philharmonie Berlin auf.

Adèle Charvet

Wie sie zum Singen kam? »Es hat sich mir ein wenig aufgedrängt. Laut meinen Eltern sang ich, bevor ich die ersten Worte sagte.« Bereits als Achtjährige wollte Adèle Charvet Sängerin werden. Heute begeistert die junge französische Mezzosopranistin mit ihrer weichen, ausbalancierten Stimme und »bernsteinfarbenem Timbre« (Forum Opéra), fesselnder Bühnenpräsenz mit »echten Emotionen« und »unerschütterlicher Virtuosität« (Olyrix) unter anderem an der Niederländischen und Pariser Nationaloper, am Royal Opera House in London und an der Opéra national de Bordeaux. Als Konzertsängerin war sie mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von François-Xavier Roth im Barbican Center zu erleben und trat beim Festival Berlioz in La Côte-Saint-André unter der Leitung von Nicolas Chalvin mit dem Orchestre des Pays de Savoie auf. Adèle Charvet absolvierte ihr Gesangstudium am Conservatoire national supérieur de musique et de danse in Paris und gründete mit dem Pianisten Florian Caroubi ein Duo, mit dem sie mehrere Preise gewann. Außerdem wurde die Newcomerin bei den Victoires de la musique classique 2020 in der Kategorie »Artiste lyrique« als »Révélation« nominiert. Sie nahm an der Lied- und Opernakademie des Verbier Festivals teil, wo sie Meisterkurse von Thomas Hampson, Thomas Quastoff, Sir Thomas Allen und Anna Tomowa-Sintow besuchte und mit dem Ehrenpreis »Yves Paternot« als vielversprechendste Musikerin der Festivalakademie ausgezeichnet wurde.

Rundfunkchor Berlin

Brillant, flexibel, transparent, wandlungsfähig, präsent – mit diesen Worten beschreiben Konzertkritiker den Klang des Rundfunkchors Berlin. »Es gibt wohl keinen anderen Chor, der so viel Verschiedenes so gut macht und der sich mit so einem breiten Repertoire und so verschiedenen Formaten beschäftigen kann«, sagt Gijs Leenaars, seit der Spielzeit 2015/16 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Chores. Sein herausragendes Können und seine Vielseitigkeit machen den 1925 gegründeten Rundfunkchor Berlin zum Partner bedeutender Orchester und Dirigenten. Auch mit den Berliner Philharmonikern verbindet ihn seit Beginn der 1990er Jahre eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Zu den gemeinsamen Projekten zählen berühmte szenische Aufführungen der Matthäus- und der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars. Auch unter Chefdirigent Kirill Petrenko wird die Zusammenarbeit fortgesetzt, beginnend mit Konzerten mit Beethovens Neunter Symphonie zum Amtsantritt. Aber auch als Teilensemble, als Herren- oder Damenchor, wird der Rundfunkchor Berlin immer wieder vom Orchester angefragt. Das helle, lichte und strahlende Timbre der Frauenstimmen ist ideal für die schimmernden Klangwelten von Debussys »lyrischem Gedicht« La Damoiselle élue.

Isabelle Faust (Foto: Felix Broede)

Paul Dukas

Netzwerker, Komponist und »One-Hit-Wonder«