Weltmusik: Aynur – die Stimme der Kurden

Aynur (Foto: Muhsin Akgun)

Sie ist die musikalische Stimme der Kurden: Aynur besingt das Leben und Leiden des kurdischen Volks, besonders das der Frauen. Ihre Gesänge basieren auf traditionellen Liedern, die sie mit Stilmitteln westlicher Musik, allen voran des Jazz, verschmilzt. Das Ergebnis: Ein eigener, unverwechselbarer Sound, der eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlägt. Seit ihrem Auftritt in Fatih Akins Dokumentarfilm Crossing The Bridge – The Sound Of Istanbul gehört Aynur zu den internationalen Stars der Weltmusik-Szene. Mit ihrem Konzert startet unsere neue Reihe World.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Aynur Gesang und Tambur

Chris Jennings Kontrabass

Patrick Goraguer Drums

Mike Roelofs Klavier

James Wylie Saxofon

Sinan Cem Eroğlu Gitarre und Tambur

Termine und Karten

Biografien

Aynur

Die kurdische Sängerin Aynur verschmilzt traditionelle Volkslieder mit westlicher Musik und gilt heute als eine der prominentesten Stimmen des kurdischen Volkes. Dabei hat sie nie davon geträumt, Musikerin zu werden und auf internationalen Bühnen zu stehen. Seit sie 1975 in einem kurdischen Dorf in der anatolischen Provinz Tunceli zur Welt gekommen war, war Musik für sie so selbstverständlich wie Ein- und Ausatmen. »Singen gehörte immer zu meinem Leben, Musik war in meinem Dorf Teil des Alltags«, sagt Aynur, die der alevitischen Glaubensgemeinschaft angehört. Gesang und Musik sind in dieser Kultur eng mit dem Glauben verknüpft.

Doch erst im Schmelztiegel Istanbul, wo sich Kulturen und Musikstile aus aller Welt mischen, ist Aynur zur Musikerin geworden. Hier hat sie eine professionelle Musikausbildung gemacht, Gesang und Instrumente wie die Langhalslaute Saz gelernt. Und doch sind es ihre kulturellen Wurzeln aus dem Dorf, die bis heute ihren ganz eigenen Musikstil prägen. Dazu gehört auch die kurdische Sprache, die in der Türkei nach dem Militärputsch von 1980 verboten wurde. Es war paradoxerweise gerade diese Bedrohung der kurdischen Kultur, die die Verbundenheit der Sängerin mit ihren Wurzeln gestärkt hat.

Aynur singt über Identität, Liebe, Verlust und Schmerz. Und von Frauenrechten und dem Verbrechen sogenannter Ehrenmorde, wie auf der CD Keçe Kurdan (Kurdisches Mädchen), die unter dem Vorwurf, sie unterstütze den kurdischen Separatismus, vorübergehend verboten wurde. Das Titelstück ist ein Aufruf an die Frauen, für ihre Rechte zu kämpfen und sich gegen männliche Dominanz durchzusetzen.

Ihr neuestes Album Hedûr (Trost finden) ist Ergebnis einer musikalischen und spirituellen Reise angesichts von Elend und Ungerechtigkeit in ihrer Heimat Türkei. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Jazzpianisten Franz von Chossy verbindet Aynur hier musikalische Schätze der Vergangenheit mit einer Sprache von heute. Es ist ihr Weg, inneren Frieden zu finden.

Für ihre Neuinterpretation kurdischer Volksmusik wurde Aynur mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2021 mit dem renommierten Womex Artist Award.