Paavo Järvi dirigiert Beethoven und eine Uraufführung

Paavo Järvi (Foto: Kaupo Kikkas)

In seiner »Eroica« präsentiert sich Beethoven von seiner kämpferischsten Seite. Um auch andere Facetten dieser Musik freizulegen, ist Paavo Järvi ein optimaler Dirigent. Das zeigt er in hochgelobten Interpretationen, in denen er auch die nachdenklichen und tänzerischen Momente zum Strahlen bringt. Dass Järvis Sicht auf Beethoven außerdem durch jugendliche Frische besticht, wissen wir von seinen bisherigen Gastspielen bei den Berliner Philharmonikern. Toshio Hosokawa beschwört in seiner Musik ganz andere Klangwelten – suggestiv und mystisch. Zu erleben ist in diesem Programm die Uraufführung seines Violinkonzerts mit Daishin Kashimoto, unserem Ersten Konzertmeister.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Paavo Järvi Dirigent

Daishin Kashimoto Violine

Olivier Messiaen

Les Offrandes oubliées

Toshio Hosokawa

Prayer für Violine und Orchester (Uraufführung)

Daishin Kashimoto Violine

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

Termine und Karten

Biografien

Paavo Järvi

»Warum machte Wilhelm Furtwängler hier eine Verzögerung, George Szell aber nicht? Was wäre, wenn dieser Teil eigentlich auf Halbe geschlagen werden müsste statt der üblichen vier Viertel?« Über solche Dinge wurde am Esstisch des Hauses gesprochen, in dem Paavo Järvi aufwuchs, denn er stammt aus einer Musikerfamilie: Sowohl sein Vater Neeme als auch Bruder Kristjan sind Dirigenten, seine Schwester Maarika ist Flötistin, sein Cousin Teet ist Cellist. Nach dem Umzug in die USA, wo Paavo Järvi seine Ausbildung am Curtis Institute of Music in Philadelphia sowie bei Leonard Bernstein am Los Angeles Philharmonic Institute vervollständigte, rückte für ihn die historisch informierte Aufführungspraxis immer mehr in den Fokus: »Und das«, so der Dirigent, »war etwas, das mich ziemlich stark ansprach.« Järvi sorgte frühzeitig für Aufsehen, weil er mit unkonventionellem Blick an das Standardrepertoire heranging und zunächst als Beethoven- und Brahms-Interpret international für Begeisterung sorgte – mit überschäumender Energie und Frische. Heute ist er Chef des Tonhalle Orchesters Zürich und des NHK Symphony Orchestra Tokyo sowie künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und des Estonian Festival Orchestra. Sein Debüt am Pult der Berliner Philharmoniker gab er im Februar 2000. Mit dem Klang des Orchesters war er allerdings schon viel früher vertraut: »Ich wuchs mit Aufnahmen der Berliner Philharmoniker auf. Wir haben sie fast täglich gehört.«

Daishin Kashimoto

Mit nur 30 Jahren wurde Daishin Kashimoto 2009 Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker: »Für mich ist es eine riesige Ehre, ein Teil dieses hervorragenden Orchesters zu sein.« Dabei tritt der in Japan, den USA und Deutschland aufgewachsene Geiger außerhalb seiner Orchestertätigkeit mindestens ebenso oft solistisch auf – mit dem NHK Symphony Orchestra Tokyo, dem Boston Symphony Orchestra, der Staatskapelle Dresden und vielen anderen, sowie natürlich immer wieder mit den Berliner Philharmonikern. Zudem ist er ein gefragter Kammermusiker, dessen breites Repertoire von Werken des Barockzeitalters bis zur Musik der Gegenwart reicht. Im Alter von sieben Jahren wurde Daishin Kashimoto als jüngster Student des Instituts am Pre-College-Program der New Yorker Juilliard School of Music angenommen. Elfjährig wechselte er an die Musikhochschule Lübeck zu Zakhar Bron, bevor er sein Studium bei Rainer Kussmaul in Freiburg fortsetzte, der damals Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker war. Dass Kashimoto einmal zu seinen Nachfolgern gehören würde, war dennoch keine Selbstverständlichkeit: »Rainer Kussmaul hat mich nie in diese Position gedrängt, aber als klar wurde, dass ich mich bewerben würde, hat er mich sehr unterstützt.« Ein Glücksfall, denn »einen derart profilierten Konzertmeister, wie ihn die Berliner Philharmoniker mit Daishin Kashimoto zu bieten haben, wird man auch in anderen Spitzenorchestern selten finden« (Bayerischer Rundfunk).

Kalligrafie der Klänge

Komponist Toshio Hosokawa im Porträt

Video

5 Fragen an... Daishin Kashimoto