Musikfest Berlin

Kirill Petrenko dirigiert Dallapiccolas »Der Gefangene«

Kirill Petrenko (Foto: Frederike van der Straeten)

Kirill Petrenko widmet dieses Konzert drei großen Komponisten der Nachkriegs­-Avantgarde: In Luigi Dallapiccolas ausdrucksstarker Kurzoper Der Gefangene geht es um existenzielle Begriffe wie Hoffnung und Freiheit – und um deren Missbrauch in Zeiten totalitärer Regime. Auch Bernd Alois Zimmermann und Iannis Xenakis, dessen Geburtstag sich 2022 zum 100. Mal jährt, komponierten gegen Unrecht und Unterdrückung an. Zimmermanns suggestive Sinfonie in einem Satz führt den Hörer nach Aussage des Komponisten »von apokalyptischer Bedrohung zu meditativer Versenkung«, während Xenakis in Empreintes eine farbenreich schillernde Klangwelt erschafft.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Wolfgang Koch Bariton (Il prigioniero)

Ekaterina Semenchuk Mezzosopran (La madre)

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Tenor (Il carceriere, Il grande Inquisitore)

Caspar Singh Tenor (Erster sacerdote)

Oliver Boyd Bariton (Zweiter sacerdote)

Rundfunkchor Berlin

Iannis Xenakis

Empreintes

Bernd Alois Zimmermann

Sinfonie in einem Satz (2. Fassung von 1953)

Luigi Dallapiccola

Il prigioniero (Der Gefangene), Oper in einem Prolog und einem Akt (konzertante Aufführung)

Wolfgang Koch Bariton (Il prigioniero), Ekaterina Semenchuk Mezzosopran (La madre), Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Tenor (Il carceriere, Il grande Inquisitore), Caspar Singh Tenor (Erster sacerdote), Oliver Boyd Bariton (Zweiter sacerdote), Rundfunkchor Berlin Chor (Großer Chor hinter der Szene)

In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin

Termine und Karten

Biografien

Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Geboren im sibirischen Omsk, erhielt er seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt und später in Österreich. Seine Dirigentenkarriere begründete er an der Oper mit Chefpositionen am Meininger Theater und an der Komischen Oper Berlin. Von 2013 bis 2020 war Kirill Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Zudem gastierte er an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, von der Wiener Staatsoper über den Londoner Covent Garden und die Opéra national in Paris bis zur Metropolitan Opera in New York und den Bayreuther Festspielen. Auch die großen internationalen Symphonieorchester – in Wien, München, Dresden, Paris, Amsterdam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel – hat er dirigiert. In der Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern haben sich seit seinem Debüt 2006 vielfältige programmatische Schwerpunkte herausgebildet. Dazu gehört die Arbeit am klassisch-romantischen Kernrepertoire des Orchesters, beispielhaft zu erleben beim Amtsantritt mit Beethovens Neunter Symphonie. Ein weiteres Anliegen Kirill Petrenkos sind zu Unrecht vergessene Komponisten wie Josef Suk oder Erich Wolfgang Korngold. Ebenfalls im Fokus stehen russische Werke, wobei vor allem Aufführungen von Tschaikowskys Opern Mazeppa, Jolanthe und Pique Dame zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

Wolfgang Koch

»Im Grunde habe ich angefangen zu studieren, um einmal den Sachs zu singen«, so Wolfgang Koch. Dieses Ziel hat sich mehr als erfüllt – nicht nur, weil er die Partie aus Richard Wagners Meistersingern von Nürnberg in Wien, London, Berlin und München gesungen hat. Generell gilt Wolfgang Koch heute als überragender Bariton für die Opern von Wagner und Richard Strauss – als einer, der die enormen stimmlichen Anforderungen dieser Partien wie kaum ein anderer bewältigt. Das gibt dem Sänger die Freiheit zur nuancenreichen Charakterzeichnung, etwa wenn er Klingsor in Parsifal »faszinierend vielstimmig, als einen Meister des Uneigentlichen« (Die Zeit) porträtiert. Regelmäßig arbeitet Wolfgang Koch mit Kirill Petrenko zusammen: als Wotan im Ring des Nibelungen, als Sachs und im Parsifal. Weitere gemeinsame Aufführungen sind für diese Saison vorgesehen, wenn Wolfgang Koch mit den Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenkos Leitung den Barak in Straussʼ Die Frau ohne Schatten interpretiert. Dabei ist Wolfgang Koch keineswegs nur im deutschen Repertoire zu Hause, beispielsweise gab er sein Debüt an der New Yorker Met als Scarpia in Puccinis Tosca. Wolfgang Koch stammt aus dem oberbayerischen Landkreis Altötting und studierte an der Münchner Musikhochschule sowie bei Josef Metternich, Gianni Raimondi und Leodino Ferri. Anschließend war er Ensemblemitglied am Stadttheater Bern, am Staatstheater Stuttgart und an der Wiener Volksoper. Bei den Berliner Philharmonikern gab er Ende 1996 in Bergs Wozzeck mit Claudio Abbado am Pult seinen Einstand. Neben seiner Opernkarriere ist Koch auch als Konzertsänger auf den Podien der Welt zu Gast. 2015 wurde ihm der Titel eines Bayerischen Kammersängers verliehen.

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke

Ob als Herodes in Richard Strauss’ Salome, als Mime in Wagners Ring des Nibelungen oder als Hauptmann im Wozzeck von Alban Berg: Wolfgang Ablinger-Sperrhacke ist einer der bedeutendsten Charaktertenöre der Gegenwart. Außerdem ist er ein »Bühnentier«, dem »mit überwältigender Präsenz und beispielhafter Textverständlichkeit« wirklich »packende Rollenporträts gelingen« (Neue Zürcher Zeitung). »Für mich«, sagt der in Zell am See geborene Österreicher, »war das von Anfang an die richtige Entscheidung, dieser so genannte ›Charaktertenor‹, auch wenn es oft die kleineren Rollen sind […], nicht der Wozzeck, sondern der Hauptmann, nicht der Siegfried, sondern der Mime«. Studiert hat Wolfgang Ablinger-Sperrhacke an der Musikhochschule Wien. Nach ersten Engagements in Linz, Basel sowie am Münchner Gärtnerplatztheater debütierte er 1997 an der Opéra national de Paris, die für den Sänger zu einer ersten künstlerischen Heimat wurde. 1999 gab er dann mit großem Erfolg sein Debüt beim Glyndebourne Festival, wo er mittlerweile in vielen Partien seines Fachs in über 130 Vorstellungen zu erleben war. Weitere Engagements führten ihn unter anderem an die Metropolitan Opera in New York, nach Berlin, Wien, Zürich, Amsterdam sowie zu den Festspielen in Salzburg, Bregenz und Aix-en-Provence.

Ekaterina Semenchuk

Bei ihren Auftritten an internationalen Opernhäusern und Konzertsälen wird Ekaterina Semenchuk nicht nur für Ihre kraftvolle Stimme, sondern auch für ihre eindringliche Bühnenpräsenz gefeiert. Diese Intensität beruht nicht zuletzt auf ihrem Bestreben, bei der Arbeit an einem Werk weit über den bloßen Notentext hinauszugehen. »Um ein lebendiges Kunstwerk zu schaffen«, sagt die Mezzosopranistin, »müssen wir uns in den Geist und die Epoche hineinfühlen, in denen eine Oper spielt.« Die in Minsk geborene Sängerin, die im italienischen, französischen und russischen Repertoire gleichermaßen zu Hause ist, studierte in Sankt Petersburg am Rimsky-Korsakow-Konservatorium und debütierte noch während ihrer Ausbildung im Alter von nur 24 Jahren am dortigen Mariinsky-Theater. Inzwischen tritt sie regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf, wo sie 2013 unter Leitung von Antonio Pappano als Eboli in Don Carlo ihr Debüt gab. Von Salzburg aus startete Ekaterina Semenchuk ihre internationale Karriere, die sie an die New Yorker Met, die Opéra national de Paris, das Royal Opera House, Covent Garden, in London, die Bayerische Staatsoper München, die Berliner Staatsoper Unter den Linden sowie nach Verona und Mailand führte. Als gleichermaßen gefragte Konzertsängerin widmet sie sich vor allem Werken von Dmitri Schostakowitsch, Gustav Mahler, Michail Glinka und Antonín Dvořák.