Von der Gartenlaube zur großen Bühne ist es nur ein Katzensprung: Die vier Musiker des vision string quartet lassen sich in einem ihrer aktuellen Musikvideos gerne dabei zuschauen, wie sie lässig zupfend eine entspannte Samba anstimmen und sich dazu stilsicher in der Kulisse einer deutschen Kleingartenkolonie bewegen – inklusive Hawaii-Freizeitdress, Swimmingpool und Einhorn-Schwimmtier. Dann wieder betreten sie im feinen Zwirn die Podien dieser Welt und spielen das große Repertoire für Streichquartett auf Spitzenniveau – stets auswendig und bis auf den Cellisten im Stehen.
Nach Studien beim Artemis Quartett und bei Günter Pichler, Primarius des Alban Berg Quartetts, und Wettbewerbserfolgen rückte die 2012 gegründete Formation schnell in den internationalen Fokus. Zur Vision des Quartetts gehört es, stilistisch den Blick zu weiten und Arrangements aus Pop und Jazz bis hin zu Eigenkompositionen in die Konzertprogramme zu integrieren. Diese spielend gemeisterte Wandlungsfähigkeit zeigt sich auch in der Diskographie: Im Jahr 2020 erschien mit Memento die mit dem Opus Klassik ausgezeichnete Aufnahme von Schuberts »Tod und das Mädchen« und Mendelssohns Streichquartett Nr. 6. Mit Spectrum folgte 2021 ein ebenso starkes, ausnahmslos mit Eigenkompositionen bestücktes Album. Mit ihrem Groove und ihren fantasievollen Improvisationen beweisen die vier Musiker, dass die Verbindung von klassischer Werktreue und experimentellem Bandfeeling kein halsbrecherischer Spagat, sondern gelebte Musikalität ist.
Vor kurzem verabschiedete sich Jakob Encke vom vision string quartet, da er sich beruflich neu orientieren möchte. Seinen Part an der ersten Geige hat mittlerweile Florian Willeitner übernommen, der mit seiner langjährigen Erfahrung in Klassik- und Jazzprojekten die Quartettphilosophie der visions perfekt ergänzt.