Zusammen(ge)hören: Ein Beethoven-Abend mit dem Bundesjugendorchester

Bundesjugendorchester (Foto: Selina Pfrüner)

Als Ludwig van Beethoven seine berühmte »Sinfonia eroica« komponierte, litt er bereits unter dem fortschreitenden Verlust seines Gehörs. Künstlerisch trotzte er seiner Krankheit, doch sozial isolierte sie ihn immer mehr. Ausgehend davon widmen sich das Bundesjugendorchester und Schüler*innen des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen in diesem Konzert dem Thema Hören: Mit welchen Sinnen erleben wir Musik? Neben der »Eroica« erklingen Werke von Brett Dean, Mark Barden und Bernhard Wulff, die mit und für Hörgeschädigte entstanden sind – als eindrucksvolles Konzerterlebnis für Hörende und Menschen mit eingeschränkter Hörwahrnehmung.

Werkeinführungen sowie weitere Artikel und Informationen rund um das Konzert.

Bundesjugendorchester

Christoph Altstaedt Dirigent

Schüler*innen des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen

Christine Löbbert Chor-Einstudierung

Adrian Pereyra E-Gitarre

Auf Einladung der Berliner Philharmoniker

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«: 1. Satz

Brett Dean

Testament − Music for Orchestra

Bernhard Wulff

Carillon für Glockenklänge (Bearbeitung für Schüler*innen des Bundesjugendorchesters und des BBZ Stegen)

Christine Löbbert Chor-Einstudierung

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«: 2. Satz

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«: 3. Satz

Mark Barden

the weight of ash − Auftragskomposition BTHVN 2020 des Bundesjugendorchesters für elektrische Gitarre und Orchester

Adrian Pereyra E-Gitarre

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«: 4. Satz

Termine und Karten

Biografien

Bundesjugendorchester

»You are sensationally good!«, sagte einmal Sir Simon Rattle. Wenn die Mitglieder des Bundesjugendorchesters (BJO) zu ihren Instrumenten greifen, begeistern sie mit überbordender Energie und beachtlicher Professionalität Publikum, Kritik und Dirigent*innen gleichermaßen. Dabei haben die zwischen 14 und 19 Jahre jungen Mitglieder des BJO ihr reguläres Musikstudium in der Regel noch vor sich – vorausgesetzt, dass sie sich hierfür entscheiden. Denn die Absicht, die Musik zum Beruf zu machen, gehört nicht zu den Voraussetzungen für die Aufnahme in das vom Deutschen Musikrat getragene Orchester. Hier geht es vielmehr um die Liebe zur Musik, den Wunsch, ein Teamplayer zu sein, und um hohes technisches Können: »Ich merke genau, dass die Jugendlichen unbedingt ihr Bestes geben wollen, vielleicht sogar noch mehr«, so Kirill Petrenko, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. 2013 haben die Philharmoniker die Patenschaft für die außergewöhnliche Nachwuchsformation übernommen, weshalb sie die jungen Musiker*innen jährlich nach Berlin einladen. Viele ehemalige Mitglieder des Bundesjugendorchesters spielen heute in Profiorchestern oder sind bekannte Solisten geworden, etwa Sabine Meyer, Christian Tetzlaff oder Tabea Zimmermann. Tourneen führten das BJO, das unter anderem von Herbert von Karajan, Kurt Masur, Gustavo Dudamel, Sir Simon Rattle und Kirill Petrenko dirigiert wurde, durch ganz Europa sowie nach Nord- und Südamerika, Asien und Afrika.

Christoph Altstaedt

»Musik, Kunst und Literatur spenden Menschen in jeder Lebensphase Trost, Kraft, Ermutigung und Lebensfreude. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen Zugang zu diesem Reichtum bekommen.« Das sagt Christoph Altstaedt, der langjährige Konzertgänger ebenso »informativ und humorvoll unterhalten« will wie die Menschen, die »zum ersten Mal ein Konzert besuchen«. Neben neuen Opernformaten entwickelt der vielseitige Musiker auch Programme für Operngalas oder Neujahrskonzerte – und moderiert sie selbst. Seine Dirigierausbildung erhielt Altstaedt an der Hochschule für Musik Detmold, wo er auch bei Jean-Efflam Bavouzet Klavier studierte, bevor er an die Hochschule für Musik »Hanns Eisler« nach Berlin wechselte. Heute ist er ein gefragter Gast in den großen Opern- und Konzertsälen sowie bei Festspielen wie denen in Salzburg und Savonlinna. Seit seiner Zeit als Pianist und Assistent beim Bundesjugendorchester arbeitet Altstaedt mit Jugendorchestern zusammen. Von 2002 bis 2006 leitete er das Ensemble des Julius-Stern-Instituts der Universität der Künste Berlin. Außerdem dirigierte er die Landesjugendorchester von Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen und dem Saarland, die Hochschulorchester in Lübeck und Graz sowie die Junge Deutsche Philharmonie: »Ich bin sehr dankbar, dass ich über die Jahre so viele junge, inspirierende Menschen kennenlernen durfte. Noch lange nach den Arbeitsphasen zehre ich vom Enthusiasmus und Idealismus der jungen Musikerinnen und Musiker.«

Adrian Pereyra

»Meine Arbeit als Interpret entfaltet sich an der Schnittstelle von instrumentaler und elektronischer Musik, mit einer Leidenschaft für zeitgenössische Musik. Ich bin fasziniert von der Möglichkeit, eng mit Komponisten zusammenzuarbeiten, um neue Klänge und Techniken sowohl auf der klassischen als auch auf der E-Gitarre zu erforschen und zu entwickeln.« Soweit der Münchner Gitarrist Adrian Pereyra, der in den unterschiedlichsten Konzert-, Musik- und Tanztheaterproduktionen unter der Leitung von Dirigenten wie Sylvian Cambreling, Daniel Harding, Peter Eötvös und Hans Zender gearbeitet hat. Der Musiker, der von der ungeheuren klanglichen Vielfalt der E-Gitarre fasziniert ist, gastierte als gefragter Solist bei den Orchestern des Bayerischen und des Hessischen Rundfunks und trat bei Festivals wie den Biennalen von Venedig, München und Lyon ebenso auf wie bei den Donaueschinger und Wittener Tagen für Neue Musik, bei Wien Modern und den Salzburger Festspielen. Seine Philosophie, sagt er, wurde durch sein »Engagement bei der Schaffung neuer Werke, dem Spielen von Weltpremieren und durch langjährige Kooperationen und Freundschaften mit vielen wunderbaren Musikern, Komponisten und Dirigenten zutiefst beeinflusst«. Gemeinsam mit Ruben Mattia Santorsa gründete Adrian Pereyra 2020 das Gitarren-Duo santorsa~pereyra, eine Formation, die auf klassischen akustischen und elektrischen Gitarren spielt und sich durch Vielseitigkeit und Liebe zum Experiment auszeichnet.

Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte Stegen

Das Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte Stegen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ist ein staatliches sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt »Hören«. Die Schule in Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg hat ein Internat, in dem mehr als die Hälfte der Schüler*innen unter der Woche wohnen und leben. Zum BBZ Stegen gehört auch ein Schulkindergarten mit zwei Gruppen, in denen auch normal hörende Kinder aufgenommen werden. Über 300 Schüler*innen besuchen die Schule insgesamt, die sich im Wesentlichen in eine Grundschule, Werkrealschule, Realschule mit Orientierungsstufe und in ein Gymnasium gliedert. Das BBZ Stegen bietet Hörgeschädigten bessere Bedingungen gegenüber der Integration in die allgemeine Schule, indem maximal zehn Schüler*innen in schalloptimierten und mit Hörsprechanlagen ausgestatteten Räumen miteinander lernen.

Hintergrund

Dirigent Christoph Altsteadt über Entstehung und Anliegen des Projekts