Ihr Herz – so die Sopranistin Julia Lezhneva – gehöre der Barockmusik. Welches Glück! Denn ihre strahlende, klare und flexible Stimme macht die russische Sopranistin zur idealen Interpretin der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. »Es geht dort immer um starke Gefühle! Und wenn ich diese spüre, ist Singen ganz einfach.« Zusammen mit der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter und den Berliner Barock Solisten interpretiert sie im ersten Konzert der Reihe Vokal neben Arien von Händel und Vivaldi ein Kirchenmusikwerk, das voller opernhafter Dramatik ist: Pergolesis Stabat Mater, in dem Maria einen ergreifenden Klagegesang am Kreuz Jesu anstimmt.
In Händels Oratorium L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato geht es um die philosophische Frage, wie man ein glückliches Leben führt – mit Fröhlichkeit oder besser mit Nachdenklichkeit? Oder gibt es etwa doch einen goldenen Mittelweg? Dieses selten gespielte Werk präsentieren Les Arts Florissants unter der Leitung von William Christie, einem der Pioniere der Alte-Musik-Szene.
Die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva ist eigentlich auf den großen internationalen Opernbühnen zu Hause und gilt als eine der führenden Verdi-Interpretinnen. Davon konnte sich das Publikum bereits bei den Osterfestspielen der Berliner Philharmoniker in Baden-Baden 2019 überzeugen, wo sie als anrührende Desdemona in einer Neuinszenierung von Otello zu erleben war. In dieser Saison dürfen wir uns auf einen Liederabend mit der Sängerin freuen.
Wie Julia Lezhneva ist auch der polnische Countertenor Jakub Orliński ein leidenschaftlicher Fan von Barockmusik. »Sie bedeutet für mich Freiheit. Weil Komponisten wie Händel dem Sänger viele Entscheidungen überlassen, sodass ich meine Persönlichkeit ausdrücken kann.« Dass er jedoch auch Musik anderer Epochen brillant beherrscht, beweist er in seinem Programm mit Werken von Purcell, Schubert, Händel, Karłowicz, Naginski und Copland.